Urlaub! Der MamS und ich haben zusammen eine Woche frei. In diesem Sommer, in dem nichts ist wie in einem gewöhnlichen, herben deutschen Sommer, in dem sich Tiefdruckgebiete mit Regenfronten und Kaltluftgebieten ein Stelldichein geben, verbringen wir eine Woche zu Hause, bei Temperaturen weit jenseits der 30 Grad.
Der MamS und ich sind ziemlich in vielen Dingen verschieden, am verschiedensten sind wir im Bereich „Wärmeempfinden“. Der MamS hasst Hitze und zwar glühend und innig und aus den niedersten Niederungen seines eigentlich kühlkettenpflichtigen Körpers. „Wohlfühltemperatur“ ist für ihn alles, was ihn, den alten Sanguiniker, nicht schwitzen macht, aber dazu bedarf es nicht viel. Möglicherweise wurden er und der Yeti ja bei der Geburt getrennt. Während er sich schon wegen gefühlt brüllender Hitze den letzten Fetzen vom Leib reißt, suche ich die Weste für die fröstelnden Schultern. Ihm perlt der Schweiß in Bahnen übers Antlitz, ich ziehe ebendiese Weste gerade aus. Wenn man sagt, Gegensätze zögen sich an, sind wir auch in puncto Wärmebedarf ein flammendes Paradebeispiel.
Leider bedeutet das aber auch, dass ihm für alle Art von heimischen Unternehmungen in diesem untypischen Sommer das nötige Feuer fehlt. Lediglich für Eiscafé- und Biergartenbesuche sowie die Besorgung von Fressinachschub kann er sich erwärmen.
Freibadbesuche sind mir wiederum ein Gräuel. Halbnackte Menschen, dicht an dicht auf Liegewiesen und in verpinkelte Wasserbecken gepfropft, Kindergeschrei, Dünste von Bratwurst und vollen Windeln, wespenumschwärmte Mülleimer, randgefüllt mit Eispapierchen und den Ãœberresten von Wassermelonen – da stecke ich bei Bedarf meine Füße doch lieber in eine Wanne Eiswasser auf der Terrasse, Kühlschrank, Schirmchendrinks, trockene Toilette und Musikanlage sind in fußläufiger Entfernung erreichbar und ein vor Diebstahl sicheres Telefon in der Nähe. Trotzdem und obwohl es mir an nichts fehlt und wir uns noch nicht allzu sehr auf die Ketten gehen: Erfüllter und erholsamer Urlaub ist irgendwie anders. Mit Sand zwischen den Zehen, in den Haaren und sämtlichen Körperöffnungen. Herzwummern, kurz bevor das Meer in Sichtweite kommt. Aber auch hellhörigen Hotelzimmern, saugfähigen Stechmücken, nicht passenden Stromadaptern. Eisenhart totgekochten Frühstückseiern, Quietschmatratzen, Speisesaal-Blockabfertigung und ambitionierten Animateuren, die einen beim kleinsten Anzeichen aufkeimender Müdigkeit aus dem Halbschlaf plärren. Algen und Kondomen zwischen Plastikmüll und Monsterquallen. Halbnackten Menschen, dicht an dicht an Stränden und in badewannenwarmen und mitnichten erfrischenden Meeren. Flugverspätungen, Flitzekacke, fatalen Infektionen
und schließlich Wäschebergen in halber Zugspitzhöhe.
Eigentlich war dieser Urlaub gar nicht so übel. Mit der Wäsche bin ich jedenfalls auf dem Laufenden.
Einen sonnigen Sommer wünscht
moggadodde