Meublemondieu!

Nur eine von so vielen, so verzwickten, so enervierenden und so zeitraubenden Entscheidungen:

Farbgefühle

Ein halbes Wochenende haben wir in Möbelhäusern und Baumärkten verbracht und immerhin mal die pressantesten Möbel ausgesucht: Couch, Bett, Schrank und TV-Tisch.
Meine blödsinnige Idee, die rote und noch nicht mal bezahlte Lieblingsjacke zum gut gefüllten und tropisch temperierten Pressspanschweden mitzunehmen, sorgte für zusätzlichen Zeitverlust: Zweimal hetzte ich durchs halbe Haus, weil ich sie irgendwo vergessen hatte. In der Kassenzone würde sich ein Schuster mit angeschlossener Fußambulanz ganz sicher rentieren, bei den Strecken, die der Kunde dort auf den Tacho kriegt.
Langsam tasten wir uns nun an die Küche heran.

Seufz.
moggadodde

Deine Mudda-Tag

Eigentlich haben wir hier in Casa Mogga die Losung ausgegeben, Beutelschneiderspektakel wie Mutter- und Vatertag geflissentlich zu ignorieren.
Selbstredend freute ich mich einst über krakelige Gemälde mit windschiefen Blumen, Baumkrüppeln und Menschenabbildungen, die Familienaufstellungen ähnelten und begutachtende Psychotherapeuten in den Suizid getrieben hätten. Ebenso war ich entzückt über getonte Schälchen Aschenbecher, Dinosaurier und gewebtes Flickwerk, das schon bei Erhalt die Frage aufwarf, wie es alsbald und unauffällig den Weg in Keller oder Müll finden könnte. Aber das war in Kindergartenjahren und kostete nichts außer Zeit, die die Kleinen dort ohnehin im Überfluss hatten.
Gekaufte Geschenke zu diesen Anlässen braucht kein Mensch. Besser, man pflegt auch unterm Jahr ein herzliches, liebevolles und vernünftiges Miteinander, trotz aller Streits und Differenzen, die das Salz in der Sippschaftssuppe sind, als sich einmal im Jahr mit einem Geschenk freizukaufen und für die Restzeit wie ein verdammter Arsch mit Ohren zu gebärden.
Trotzdem lassen es sich meine Schoßfrüchte nicht nehmen, an den Stichtagen mit einer Kleinigkeit aufzutauchen. Ob eine Toblerone im Warentrennerformat oder Tankstellenblumen in Knisterplastik: Natürlich freue ich mich trotzdem, wäre aber absolut nicht enttäuscht, wenn das alberne Muttertagsgewünsche ausbliebe. Ich weiß selbst, dass ich Mutter bin und brauche niemanden, der mich daran erinnert.

Besonders der kleine Hank ist allerdings ein hartnäckiger Muttertagshypeverweigerer-Veweigerer. Und als ich vorhin in seinem Zimmer die geleerten Wasser- und Saftflaschen aus dem offenbar zu großen Bett pflückte, hielt ich plötzlich eine Flasche feinsten Schaumbads in Händen. „Oh!“, entfuhr es mir und kaum hatte ich’s gesprochen, verfluchte ich meine schnelle Auffassungsgabe. Im Bruchteil von Sekunden wusste ich, was und für wen das Fundstück war, zum unbemerkten Zurücklegen war es zu spät. „Na, klasse, Mudda!“, nölte das Kind und „Du bist so blöd, ey!“, eine Verbalinjurie, die unter normalen Umständen zu angemessener Reaktion, angesichts des Geschehenen aber mitnichten zum Verdruss meinerseits führte. Ich rechtfertigte mich, dass ich immerhin so gütig war, dort tagelang gehortete Pfandflaschen aus seiner verramschten Schlafstatt zu entfernen, wusste aber um die Dimension des Angerichteten. „Oh Mann, tut mir leid!“, beteuerte ich, aber er war noch ein bisschen eingeschnappt. Dann beschied ich, dass wir ganz einfach heute den eben erfundenen „Deine Mudda-Tag“ begehen. Am Sonntag feiern könnte schließlich jeder.

Mit einem Gläschen Sprizz betrat ich das Zimmer erneut und ließ mir feierlich das Limetten-Minze-Schaumbad überreichen, bedankte mich und ließ mir mangels Lesebrille die Ingredenzien vorlesen. Er sprudelte heraus, dass sein Kumpel das Gleiche für dessen Mutter gekauft habe und dass er eigentlich das mit der Bezeichnung „Jungbrunnen“ nehmen wollte, was ihm aber dann blöd vorgekommen sei weil es bedeute, dass er mich für alt halte und das wollte er nicht und deshalb das Produkt mit dem Namen „Lebensfreude“ gewählt habe. Das Schaumbad reiche für 8 Vollbäder, referierte er aus dem Stegreif, und sei auf Hautverträglichkeit untersucht. Außerdem passe es auch optisch zu den Duschbädern, die ich im Bad auf dem Fensterbrett horte. Meine Güte. Macht dieses Kind sich einen Kopf!

Nun passierte es nicht zum ersten mal, dass mir in seinem Zimmer aus völlig unverfänglichen Absichten Geheimobjekte in die Finger fallen, zuletzt, als ich beim Einräumen von Bettwäsche in seinem Schrank auf eine Flasche Vodka mitsamt Jägermeisterbegleitung stieß. Auch wenn ich froh war, dass mir diese verbotenen Promillefrüchte so schnell in die Hände fielen (es fehlten nur zwei Fingerbreit, angeblich gruppenverkostet bei einer Faschingsparty im Nachbardorf), braucht es schon eine gehörige Portion Naivität, um solch absolute Heimlichware an so offen zugänglichen Orten zu deponieren.

Die Erziehungsstrategie hinsichtlich Mutter- und Vatertag hat nicht funktioniert. Aber es gibt ja noch genug didaktische Felder zu bestellen. Die nächste Übungseinheit wird sein, wie man erfolgreich Dinge vor seiner Mutter versteckt: Unterm Bett. In einer Ecke des unverschlossenen und chaotischen Kellers. Im Abfalleimer des Zimmers. In den Winterjackentaschen. Zwischen Schulkrempel. In einer der 20 vorhandenen Muffelsporttaschen. Das alles sind Orte, die ich aus Gründen auch aus Versehen nicht frequentieren würde. In seinem Alter hatte ich todsichere Verstecke für alle Arten von Geheimware, die meine Mutter nicht mal mit gezielter Suche und einem Detektor hätte ausfindig machen können! Himmelnocheins! Muss man der Jugend von heute denn alles beibringen? Die brauchen doch nicht nur Geheimnisse, sondern auch Tricks, wie sie im späteren Leben Geschenke vor dem vorzeitigen Zugriff ihrer Lieben schützen!

Eine lehrreiche Nacht wünscht
moggadodde

Do not discount on me!

Heute musste ich nochmal schnell bei Lidl, wie der Ruhrpottler sagt. Basilikum, Zahnpasta und Kräuterbutter, letzteres für die morgige Grillpremiere, waren meine Beute. Am Kassenband angekommen, waren da ein Pärchen sowie davor eine Dame mit üppig gefülltem Wagen. Die beiden fragten die Dame, ob sie sich denn eben vor sie einreihen könnten und sie bejahte. Während das Pärchen aufs Abkassieren des Kunden vor ihm wartete, fragte ich die Dame mit einem freundlichen Lächeln im Gesicht und mit abgezähltem Geld in der Hand, ob ich mit meinen drei Winzwaren vielleicht nicht auch … „Nein“, beschied mir die Dame. Sie habe die beiden nur vorgelassen, weil sie ihre (gefühlt Legionen) Artikel noch aufs Band räumen musste, was sie noch immer tat, während sie mit mir sprach.
„Aha“, antwortete ich und legte artig meinen Einkauf hinter den inzwischen placierten Warentrenner (Trennholz, Kassiererschranke, Dingsiseparierer) und dachte nach. Zeit genug hatte ich ja nun.

Ich übergrübelte meine Gepflogenheiten bei ähnlicher Gemengelage. Räume ich den Inhalt meines Wochenendeinkaufswagens aufs Band und sehe, dass der Nachfolgekunde einigen, wenigen Kleinkram in Händen hält, lasse ich ihm den Vortritt, sogar ohne, dass er danach fragt. Auch der Danachkunde kann mit meinem Wohlwollen rechnen, sofern ich nicht bereits final auflud und er nicht gerade überdimensionalem Shoppingverhalten frönte. Und wenn jemand nett fragt, winke ich ihn sowieso meistens durch, wenn nicht gerade jemand mit laufendem Motor, ernsten Zeitproblemen oder einem Harndruckdilemma im Auto auf mich wartet.

Bin ich etwa ein dummes Schaf, das sich von cleveren Kaltschnäuzig-Kunden ausnutzen lässt? Eine Idiotin, übers Ohr gehauen von frechen Zeitfressern? Bin ich dumm wie ein Strauch Bohnenstroh?

Noch hinter der dummen Tussi Dame mit meinen drei kümmerlichen Artikeln geduldig wartend zog ich ein Resümee: Ich werde mir sicher kein Beispiel nehmen an der hochnäsigen und selbstgerechten Art dieser Person. Weiterhin werde ich Kundenkollegen mit ein paar kümmerlichen Gütern den Vortritt lassen. Und, aufgemerkt, vielleicht sogar ungefragt. Weil ich einfach freundlich bin. Und mitfühlend. Und ein Mensch, der nicht nur an sich, sondern auch an andere denkt. Hört sich komisch an? Ist aber so.

Eine geduldige Nacht wünscht
moggadodde

Die den Hals nicht vollkriegen

Schade, dass mir gerade heute, zur Spargelpremiere in den hiesigen Hallen, so sehr die nicht mehr vorhandene Galle kocht.
Dass sich Wurst-Uli mit seinem dummen Steuerfoul in Reputationsabseits gezockt hat … geschenkt. Er ist schließlich nicht der erste A bis F-Promi mit bisher tadellosem Leumund, der blind vor Gier über das Strafgesetzbuch stolpert oder sich zumindest in den Fallstricken der Grauzone verheddert. Vorbilder in der Politik hat man als ambitionierter Pharisäer ja reichlich: Niebel und die Teppiche, Süssmuth, Schmidt, von der Leyen und die Dienstwagenaffären, Özdemir, Gysi und privat verballerte Bonusmeilen, Trittin und Künast und die Flugbereitschaft, die Liste ließe sich noch seitenlang fortsetzen.

In dieser Woche kamen ja erneut zumindest zweifelhafte Selbstbedienungspraktiken von einigen bisher respektierten Abgeordneten im Bayrischen Landtag ans Licht des weißblauen Himmels. Der CSU-Fraktionsvorsitzende Schmid zum Beispiel beschäftigte seine Ehefrau fürs Home-Office. Sie nehme in seiner Abwesenheit schon mal Telefonate entgegen und leite erste Schritte ein, offenbarte er in einem Interview. Der Vorsitzende des Haushaltsausschusses Winter hingegen stellte gegen Ende 2000, kurz vor einer dies untersagenden Gesetzesänderung, seine damals 13 und 14 Jahre alten Söhne für Computerfragen auf die Gehaltsliste.
So gesehen sind der kleine Hank und ich ganz schön blöd, dass wir uns unsere Bemühungen, dem technikdebilen MamS endlich das Simsen beizubringen, Termine zur Physiotherapie zu vereinbaren oder ihn für nervtötende Meinungsumfragenanrufe zu verleugnen, nicht auch versilbern lassen. In meiner Unbedarftheit dachte ich immer, das seien Leistungen, die zum innerfamiliären Tätigkeitsbild gehören. Offenbar dachte ich falsch.

Bezeichnend ist in diesem Zusammenhang, dass die Etymologie des Wortes „Moral“ so unklar ist, wie dessen Bedeutung offenbar manchen Menschen, die ebenso „Anstand“ einzig als Beobachtungsposten eines Jägers kennen. Raffgier, Amigogeklüngel und Selbstbevorteilung prägen große Teile des Politikzirkus, der Haute-Volée bis hin zur Bussi-Bussi-Gesellschaft und sonstiger Semiprominenz.

In einer kurzen Minute der Selbstkritik hinterfragte ich mich selbst: Würde ich an der Stelle dieser Leute genauso handeln? Würde ich auch jedes Schlupfluch auf Zugewinn suchen und ausnutzen? Allein aus Steuerspargründen nach Monaco, in die Schweiz oder Österreich ziehen? Scherte ich mich auch einen feuchten Furz um Ehrgefühl und Gerechtigkeit? Schließlich habe ich irgendwo im Keller doch auch den längst überholten „Konz“ mit den 1000 ganz legalen Steuertricks!

Ich glaube nicht. Meine bisher einzige, erinnerliche Verfehlung zum Nachteil anderer war der Diebstahl eines Päckchens Wrigleys Spearmint im Alter von 12 Jahren und sollte ich nur eine Stange Zigaretten zuviel über die Grenze schmuggeln müssen, würde mir jeder blutige Zöllnerlehrling das schlechte Gewissen bereits aus großer Entfernung auf der Stirn ablesen können. Es fehlt mir halt einfach, dieses spezielle Betrü-Gen.

Problematisch für mich ist, dass man offenbar niemandem vertrauen kann, völlig egal, was er von sich gibt, verspricht, fordert, anmahnt. Man sei „durchblutet und beseelt vom Willen des Erfolges“, sagte Seehofer eben auf der Vorstandsklausur. Um bei seinen blumigen Worten zu bleiben, bin ich nach den Vorgängen der letzten Woche, die bei näherer Beleuchtung sicher nur das Ufer eines anrüchigen Sumpfs bilden, durchblutet und beseelt von tiefem Misstrauen gegen jeden, der mich salbadernd auf seine Seite zu ziehen versucht. Es ist noch nicht einmal Wahlkampfzeit und ich habe jetzt schon die Schnauze voll!

„Die moderne Menschheit hat zwei Arten von Moral: Eine, die sie predigt, aber nicht anwendet und eine, die sie anwendet aber nicht predigt“, sagt Bertrand Russell. Und ich bin noch nicht sicher, ob ich am 15. und 22. September nicht vielleicht Besseres zu tun habe, als Kreuzchen hinter Namen zu setzen.

Einen anständigen Abend wünscht
moggadodde

Zweite Wahl? Scheißegal!

In der letzten Zeit peinigte ich den geneigten Leser ja bereits mit Postings bezüglich der unserer meiner Dixies „Traumwohnung„. Dies wird vorerst das letzte zu diesem Thema, versprochen:

Heute informierte uns der Wohnungsvermittler, dass der ausgesuchte Kandidat vom Vertrag wegen Krankheit zurückgetreten sei. Wir seien die „Nachrücker“ und wenn wir wollten, könnten wir sie haben.

Unerwartet teilnahmslos reagierte ich, hatte ich doch damit erst frisch abgeschlossen. Der Vermittler bemerkte das gleich und fragte, ob ich mich denn nicht freue. Ich tat es, aber nicht so, wie ich mich noch vor zwei Wochen gefreut hätte. Seltsam.

Trotzdem, jetzt ist amtlich: WIR HABEN SIE! Dixie und ich haben jetzt viel zu tun, nachdem der MamS mit seiner Bröselschulter tapezier-, putz- und tragetechnisch einige Wochen ausfallen wird. Aber es besteht ja keine Eile.
Notfalls setzen wir uns eben auf den Balkon, lassen uns die Sonne auf den Pelz scheinen und freuen uns, dass das Würzburger Wohnungswunder doch noch Wahrheit wurde.

Und jetzt: Sekt für alle!

moggadodde