Zieh doch aus, Du kleine Maus!

Weil ich eine nette Mutter bin, stehe ich auch an freien Tagen auf und bereite den Kindern und neuerdings auch dem Diäteten MamS ein schmackhaftes Pausenbrot. Ãœber das Prädikat „schmackhaft“ allerdings lässt sich offenbar streiten. Nicht immer findet Zustimmung, was ich Dixie in die Box packe, was mich natürlich zum einzigen Lösungsvorschlag bringt: Dann mach’s dir doch einfach selbst! Natürlich: Nachsichtige Mutter, die ich auch bin, packe ich doch wieder die Brotzeitbox, damit das Kind überhaupt irgend etwas zwischen die Kiemen kriegt, bzw. sich beim Bäcker-Fastfood nicht den überteuerten Fettkram einschiebt.

Glücklicherweise liegt die wirklich problematische Zeit ja lange hinter uns. Langzeit-Leser amüsierten sich bereits über manch prä-, akut- und postpubertärpeinliche Vorstellung. Mit Geduld, Ausdauer, Verständnis und dem Herz am rechten Fleck überstanden wir alles. Aus Dixie ist eine tageslichttaugliche, gewissenhafte, zuverlässige und liebenswerte junge Frau geworden, die im Beruf fleißig, im familiären Haushalt aber eher faul zurückhaltend ist. Auch da schlägt sie sehr nach mir: Weil mir meine Mutter auch noch mit 17 jeden Wunsch von den Augen ablas, sah ich keine Veranlassung, auch nur eine einzige Mülltüte rauszubringen. Wie Dixie hatte schließlich auch ich einen kleinen Bruder, der derlei unzumutbare Aufgaben nach gutem Zureden oder etwas Bestechung gerne übernahm.

Irgendwann allerdings ist die Zeit gekommen. Joghurt. Schmelzkäse. Verbandskästen. Batterien. Sogar Stützstrümpfe. Alles hat ein Verfallsdatum und nach meiner Meinung gilt das auch fürs Zusammenleben mit erwachsenen Kindern.

Pünktlich zu ihrem 20. Geburtstag im Januar hielt ich es deshalb für angeraten, das Thema „Auszug“ aufs Tapet zu bringen. Dixie schien zwar überrumpelt und im ersten Moment auch gekränkt, wenn nicht sogar geschockt. Als ob ich sie loswerden wollte! Das stimmt allerdings nur zum Teil überhaupt nicht! Natürlich ist ein zusätzliches Zimmer, nur für mich allein (ja, das ist bereits beschlossen), ungemein verlockend. Aber für sie bedeutet ein Umzug nach Würzburg auch eine zeitliche Erleichterung. Statt um 18.45 Uhr mit dem Bus anzuschaukeln, könnte sie in der Stadt schon um halb 6 die Füße hochlegen. Taxikosten nach Discobesuchen wären Bagatellen. Und die Erfahrung, dass Wasserkästen nicht von selbst in Vorratskammern fliegen oder Kühlschränke nur nach vorherigem Einkauf und damit verbundenem Geschleppe gefüllt sind, wäre sicher prägend fürs Leben, um nur zwei Beispiele von sehr vielen zu nennen. Einen Umzug halte ich deshalb auch für ihre persönliche Entwicklung für von unschätzbarem Wert. Nach dem ersten Schreck war sie angetan von der Aussicht auf baldige, wirkliche Selbständigkeit.

Ohne Zwang oder Eile besahen wir nun den örtlichen Wohnungsmarkt, der durch den Status „Universitätsstadt“ bereits eine beträchtliche Ausdünnung und Hochpreisigkeit erfährt. Natürlich ist eine Maklervermittlung eine Alternative. 2,38 Monatskaltmieten Gebühr sind allerdings etwas, das wir lieber in Tapeten, Teppiche und Duschvorhänge stecken würden, deshalb meldeten wir uns auch vorrangig auf Anzeigen ohne Makler, die sich schon insgesamt an einer Hand abzählen lassen.

Über eine solche Begehung werde ich im nächsten Post ausführlich berichten. Es wird nicht schön. Soviel sei jetzt schon gesagt.

Euch einen komfortablen Abend wünscht
moggadodde

Astralapotheke

Der kleine Hank im Gespräch mit dem Trainer vor dem Freundschaftsspiel, Mutter Mogga sitzt an einem windgeschützten, sonnensatten Plätzchen und lächelt, denn sie befindet sich erstmals seit einer Woche an anderem Ort als beim Arzt oder im Bett.

Sonne

Und dann dieses famose Gefühl, dass die heißen Gesichtsbacken nicht von Fieber, sondern von Sonne verursacht sind.

Willkommen, Frühling!
moggadodde

No sweets for my sweet, no sugar for my honey

Gut möglich, dass ich in den vielen Jahren Bloggerei nie erwähnte, dass der MamS in manchen Aspekten weit jenseits gängiger Klischees verortet ist. So kann er besser Ordnung halten als ich (was nicht schwer ist), trinkt viel weniger Alkohol als ich (Brauerstochter!), ist sportlich und pfeift auf Fremdflirts sowie jegliche PS-Prahlerei. Er achtet auf seine Gesundheit, was nicht bedeutet, dass er mit einer Handvoll Rohkost auf dem Hometrainer herumaskesiert. Er isst gern und gut, aber durchaus vernünftig und in, wie ich meine, guter Ausgewogenheit. Weder kümmerlich noch kugelrund würde ich ihn als unterüppig bezeichnen.

Ärztliche Wartungstermine versäumt er nie und für einen kleinen Eingriff an der Schulter musste sich der Musterpatient MamS den üblichen Voruntersuchungen unterziehen. Nach deren Auswertung fiel Dr. Hausarzt fast vom Stuhl: Der MamS hat Zucker im Urin, und zwar in einer Konzentration, dass man fast von Urin im Zucker sprechen kann. Mein erster Gedanke war: Messfehler. Vielleicht hatte die Helferin die Brille falsch herum auf. Oder ihr war ein Stück Nutellabrot in den Becher gefallen. Herrscht ja auch immer Druck in so einer Praxis. Übliche Symptome wie für diese Werte zu erwartender, pausenloser Durst, permanenter Pinkeldrang oder Gewichtsabnahme fehlen nämlich völlig. Lediglich ein Harnwegsinfekt vor 4 Wochen wurde mit Antibiotikum versorgt. Sehr mysteriös ist das alles und nach meiner Meinung eher ein Fall für Dr. House als für den Hausarzt.

Heute also Besuch beim Fachmann, der die Diagnose bestätigte: Der MamS ist plötzlich Diabetiker, und das nicht zu knapp.

Nach einigen Recherchen stellte sich schnell heraus, dass einige Nahrungsmittel für ihn nun nicht gerade verbotene, aber möglichst zu vermeidende Früchte darstellen: Zucker im Espresso ist böse, Marmelade und Honig auch, ebenso wie Weißmehl, Kuchen, Kekse und Süßkram generell. Vollkorn ist in jeder Form beliebt und erlaubt, als Brot, Nudel oder Reis, ebenso wie Fisch und Fleisch. Eine strenge Diät, wie sie früher erforderlich war, muss heute nicht mehr sein. Grundsätzlich darf der MamS alles essen, ab und zu sogar sein geliebtes Samstagsbrötchen vom Bäcker aus Helmstadt, aber jede Pizza, jeder Fruchtsaft, jede süße Sünde wird fortan als mahnende Zahl in einem kleinen Büchlein erscheinen, dem Diabetikertagebuch.
Mehrmals täglich misst ein stylishes Computerchen in Garagenöffnerformat nach dem Fingerpieks den Blutzuckergehalt. Das Procedere sorgt noch für reges Interesse bei der gesamten Familie und so sitzen wir wie die Waltons um den großen Tisch und verfolgen Einstich und Ergebnis.
Dieses hat sich nach einem Tag ohne Zwischenfälle wie Bonbons, Fruchtsaft und Abendsnack bereits erstaunlich nahe eines Normalwerts eingependelt, was dem MamS seitens des kleinen Hank schon das Prädikat „Gelegenheitsdiabetiker“ eingebracht hat.

Ja, wir witzeln schon. Das lässt sich alles in den Griff bekommen. Aber Espresso mit Süßstoff … das ist schon ein verdammt hartes Los.

Einen süßen Abend wünscht
moggadodde

Sell Phones!

„Ein Leben ohne Handy ist möglich, aber sinnlos.“ Das ist die Devise nicht nur der meisten jugendlichen, sondern auch einer ganzen Reihe von ausgewachsenen Menschenwesen in meinem Bekannten- und Verwandtenkreis und nein, ich nehme mich selbst hier nicht aus. Sowohl Fluch als Segen ist es trotzdem ja auch praktisch, immer und überall erreichbar zu sein. Schließlich weiß man nie, wann Clooney klingelt oder Dixie mit der frohen Botschaft einer ergatterten Wohnung aufwartet; beides wären äußerst glücklich gefügte Umstände, die sofortiges Kofferpacken Handeln erforderlich machten.

Längst taugt ein Handy nicht mehr nur zum Telefonieren, Fotografieren, Musikhören, Navigieren, Terminieren, Netzwerken oder -surfen. Ein Handy heißt jetzt Smartphone und lüftet Wohnungen, beobachtet, ob noch aufs Display geguckt oder in Standby-Modus geschaltet werden darf, überwacht den Userschlummer und versucht, für das angegebene Zeitfenster eine Leichtschlafphase zu erwischen, um ein möglichst sanftes Wecken zu ermöglichen. Klar, dass man das Gerät zu diesem Behufe möglichst nicht im Badezimmer platziert, sondern am besten direkt unters Kopfkissen pflanzt, damit eventuelle Schlafzuckungen korrekt erkannt und risikobereite Nutzergehirne mittels noch immer nicht abschließend für unbedenklich erklärter Mobilfunkstrahlung schrankenlos zu Klump gegrillt werden können.

Auf der gerade laufenden „Mobile World Conference“ macht sich die Branche Gedanken, wie noch mehr an Smartphones und mobilem Internet verdient werden kann. Größtes Thema heuer ist die Durchführung von Zahlungsverkehr mittels Smartphone, wozu sich allerlei Anbieter bereits weitgehende Pläne ersonnen haben, z.B. auch die Telekom, die nach einem Versuchsstart in Polen auch hierzulande „myWallet“ zu installieren versucht und damit seine Nutzer zu noch mehr bargeldlosem Geldfluss animieren will. Böse Zungen mögen behaupten, wenn’s eine bargeldlose Mobilbörse in Polen schafft, taugt sie auch für die Restwelt, aber ich meine, Schuldnerberatungs- und Privatinsolvenzstatistiken sprechen eine mehr als deutliche Sprache: Noch mehr simple Schnurstracks-Zahlungsmöglichkeiten, noch mehr Schulden. Ist es eine so große Strapaze, bar zu bezahlen? Oder mit Karte? Zum Glück sind nur die Wenigsten unter uns dauerglobetrottende Prosperitäter, die von Jetlag geplagt wegen permanenter, überseeischer Wirtschaftskonferenzen nicht mehr wissen, auf welchem Kontinent sie gerade wandeln, aber trotzdem noch dringend einen frischen Schlüpper aus dem Dutyfree brauchen!

Für meine paar Kröten und normalen Bedürfnisse tut’s das Bargeld, die antike EC-Karte und für den Rest das Homebanking am heimelischen PC, aber auch nur, weil meine Hausbank über ein recht dünnes Filialnetz verfügt. Das ist auch schon alles, was ich an mobiler Zahlung durchzuführen bereit bin und ganz sicher werde ich meinem winzigsüßkleinen Smartphone keinen Zugang zu meinen hart verdienten Moneten gewähren, selbst wenn der Anbieter der Papst persönlich restlos und zweifelsfrei über jeden Verdacht erhaben und die Welt an sich eine Bessere ohne Hackergesindel und Betrugsgelichter wäre.

Ebenfalls auf dieser Konferenz hat der der Vorstandschef des größten, indischen Mobilfunkanbieters verkündet: „Afrika hungert nach Internet“. Bremsklötze für weiteren, schier unermesslichen Profit seien hier dummerweise die hohen Preise sowie mangelnde Bildung und der weitreichende Analphabetismus der zu beglückenden Kundschaft. Einmal davon abgesehen, dass ich diese Aussage in ebendiesem Wortlaut ein klitzekleines Häuchlein zynisch nennen möchte, bin ich der Meinung, dass nicht unbedingt Internet und Smartphones die Probleme dieses Kontinents zu lösen vermögen, sondern Bildung und Nahrung und ein ansonsten kriegs- und krisenfreies Leben, was meines Wissens kein noch so pfiffiges Smartphone dieser Welt zu schaffen vermag.

Einziger Grund für diese in meinen Augen durchsichtige Aussage ist der Umstand, dass der Smartphonemarkt in der restlichen Welt offenbar nahezu ausgereizt ist und die Ankopplung einer weiteren Milliarde Menschen ans mobile Wehwehweh einen schier unermesslichen Profit für Hersteller, Anbieter und Aktionäre bedeutet. Was zum Teufel sollen die Leute im größten Teil von Afrika damit? Pizza bestellen? Oder ein Jamba-Sparabo?

Sollte man nicht zunächst Nahrungsmittelspekulationen unterbinden, Bauern fair bezahlen, Bewässerungssysteme optimieren oder Menschen zuerst Lesen und Schreiben beibringen? Ach, richtig: Dafür gibt es ja schon Hunderte billiger Apps.

Tatsächlich dürfte vielleicht sogar der nützliche Effekt eintreten, dass mittels Mobiltelefonie das Heer der kleinen Händler und Handwerker schneller erreichbar ist und sich Bauern über Marktpreise informieren können. Zwar könnte Letzteres auch nach hinten losgehen, weil der Bauer dann quasi in Echtzeit verfolgen darf, wie er zwar für seine Erzeugnisse vom Rest der Welt über den Tisch gezogen wurde, aber immerhin kann er dann noch ein paar Schenkelklopferclips auf YouTube hochladen. Hakuna Matata!

Eine störungsfreie Nacht wünscht
moggadodde

Formsache

Wie ich kürzlich bereits erschöpfend ausführte, schleppen sich die Tage seit November in einer Art Murmeltierfilm-Schleife dahin: Mit nur sehr wenigen Ausnahmen wiederholt sich Grau mit Grau, Niesel- wechselt sich ab mit Schneeregen und die Temperatur variiert in einem Bereich, der auch nach oben hin noch allzu weit jenseits meiner Wohlfühlwärme liegt. Wem in diesem „Winter“ nicht der Mentalgaul durchgeht, verfügt entweder über ein beneidenswert gutes Nervenkostüm oder aber, wie ich, über einen ausgeprägten Appetit.

Es ist nicht zu übersehen: Die vergangenen Monate haben Spuren hinterlassen, in erster Linie an derselben Schlanken. Schokoladenorgien. Nudelgelage. Süßkramfressattacken. Rotweintröster. Nutellaexzesse. Frustsnacks. Und wieder Schokolade.

Als Bodybuilder würde ich sagen, ich habe „Gewicht gemacht“. Als Sportmuffel sage ich, ich habe mir ein Pölsterchen eine Wampe angefressen. Da kam die Ankündigung des Wortmischers gerade recht. Vollmundig, wenn man den Begriff in diesem Zusammenhang gebrauchen darf, habe ich mich eingeklinkt in Herrn Wortmischers Abnehmankündigung und weil ich mit very low carb in der Vergangenheit recht gute Erfolge hatte, ist das auch diesmal meine Kilosophie.

Auf Nudeln zu verzichten, auf Reis, Kartoffeln und Brot, das macht mir nicht viel aus. Dafür gönne ich mir tagsüber trotzdem das eine oder andere Schmankerl,

Essen

wenn auch ab 16.00 Uhr die Küche für mich nicht nur kalt sondern auch geschlossen ist. Nur noch kamelöse Wasserportionen und das eine oder andere Glas Sekt und Rotwein sind danach erlaubt. Ich möchte ja schließlich abnehmen und nicht durchdrehen!

Auch der MamS, nach einer Grippe zuletzt etwas weniger geworden, hat Lunte gerochen und macht mit versucht sein Bestes. Einen meiner Tricks habe ich mir übrigens bei Karl „Röntgenbild“ Lagerfeld abgeschaut: Ich verbringe den Abend nicht mehr in dehnungsaktiver Wohlfühlbüx sondern in kneifenden Hosen, ein spürbares Menetekel für etwaig aufkommende, schwache Momente.
Es ist viel zu tun. Specken wir ab!

Einen leichten Abend wünscht
moggadodde