Im Drive-In einer lokalen Bäckerei. Dem dauerhungrigen, kleinen Teenagerhank neben mir gelüstet nach Futter. Wie immer. Zu jeder Tages- und Nachtzeit. Bei der mittzwanzigjährigen Backwarenverkaufskraft, die vor Freude an ihrer Arbeit nicht eben übersprudelt, bestelle ich zwei Schokocroissant, zwei Quarktaschen und eine Brezel, damit mein Sohn die nächste Stunde überlebt. Ich reiche ihr Geld und meine Kundenkarte ins Kabuff.
Sie so: „Da sind jetzt 65 Punkte drauf. Wissen Sie, was das bedeutet?“
Ich so: „Nö.“
Sie so: „Bei 50 Punkten gibt’s einen Kaffee, bei 100 Punkten ein Brot und bei 300 Punkten ein Frühstück.“
Ich so: „Ach. Na, dann sammle ich noch weiter.“
Sie so: „Sie können auch auf unserer Website im Internet nachschauen“, jetzt zeigt sie auf den kleinen Hank neben mir. „Ihr Sohn kennt sich mit Computern bestimmt aus und kann Ihnen das zeigen.“
Ich schlucke. Hart. Sehr hart. Ich meine, ich bin knapp über 40, habe meine Haare gewaschen, trage Jeansjacke und sehe auch ansonsten nicht aus, als hätte ich in den letzten 20 Jahren in einer vermoosten Klause im Spessart von Höhlenchampignons und Schmelzwasser gelebt. Und dann glaubt diese jungsche Trulla, ich wüsste nicht, wie man ein Internet bedient?
Ich so: „Na, jetzt aber! Glauben Sie, ich könnte das nicht selbst?“
Sie so: „Meine Mutter könnte das nicht!“
Ich so: „Ja, Ihre Mutter! Ich glaub‘, ich spinne!“
Ich rege mich noch ein bisschen auf, während ich die Tüten ins Auto angle, fasle was von einem geharnischten Blogpost und bin sicher, dass sie keine Ahnung hat, wovon ich überhaupt spreche, weil sie von „Blogging“, „Twitter“ und „WordPress“ eher rudimentäre bis gar keine Kenntnisse hat, Android für ein neues Kaffeeprodukt der Zirbelkatze und Stylesheet für eine besondere Sexstellung hält. Wahrscheinlich hält sie mich für eine überspannte Alte auf der Vorstufe zum Siechtum, die ein Problem mit ihrem fortschreitenden Verfall hat und schonmal Rollator und Bettpfanne bestellen sollte. Ach, wirklich?
Der arme, kleine Hank muss sich auf dem Heimweg noch einen lautstarken Sermon über voreingenommene und halbblinde Bäckereiverkäuferinnen anhören, beteuert kleinlaut, dass er mich für eine coole Mutter hält und ich realisiere zuhause beim Ausräumen des Kofferraums: Heute wurde ich erstmals altersdiskriminiert. Ich back‘ es nicht.
Einen knackigen Abend wünscht
moggadodde