Der zweite Tag auf dem U&D war gestern gefühlt zu kurz. Den Anfang des Abends bewegten die 2/4-Takter von Vladiwoodstok. Vom Prinzip der Polka im Zweivierteltakt hörte ich vor Jahren erstmals bei Squalus, der mich mit Humppa, dem finnischen Foxtrott und Eläkeläiset bekannt machte. Vladiwoodstok pflegen einen ähnlichen Stil und es ist wirklich beinahe nicht möglich, hier die Glieder unter Kontrolle zu halten. Beine zappeln, Arme wippen, Köpfe nicken: Guter Stoff für ein erstklassiges und mitreißendes Extremitätenworkout für die ganze Familie!
Aber Musik in allen Ehren: Das Spiel der Jogiboys gegen die Granitgriechen konnte ich mir als aktiver Passivsportlerin ja nur schlecht entgehen lassen. Zum Glück hatten die Festivalverantwortlichen ein Einsehen, parkten eine imposante Leinwand an günstiger Stelle und bescherten uns so einen skurrilen Klangteppich aus semiphilosophischen Béla Réthy-Sportkommentaren und wummernden Bässen der „I Heart Sharks“ von der nahen Drinnen-Bühne. Verlockend, was ich dort hörte, aber ich hatte dank @Onkel_Heiko, @huldine und @radulfrumpel einen großartigen Sitzplatz, den ich nicht im Traum aufzugeben gedachte.
Nach dem Spiel und diversen Kaltgetränken musste wollte ich dringend die ebenfalls benachbarten Dixis aufsuchen. Die etwa 10 am Ende des Geländes platzierten Örtchen waren mitnichten still, was aber nicht das Problem war. Die Plastikpipiboxen wurden vielmehr durch einen ungeschickt exponiert platzierten Scheinwerfer von weiter hinten derart ungünstig und durchdringend illuminiert, dass die Wartenden vor den Häuschen sämtliche Vorgänge darin sehr deutlich wahrnehmen konnten. Ich für meinen Teil verspürte wenig Lust auf Scherenschnitt-Voyeuristen, kniff das Bläschen nochmal fest zusammen und marschierte zur Draußen-Bühne, wo weitere Dixis, nun allerdings in völliger Finsternis liegend, warteten. Von Klopapier-Fummeleien und Stolperaktionen auf 0,3 qm hielt ich angesichts eines schwächelnden Handyakkus (Licht, mehr Licht!) allerdings ebenfalls nichts und gönnte mir nach einem weiteren, kleinen Marsch an den Anfang des Geländes endlich einen Besuch im blickdichten, hellen, sauberen und mit genügend Klopapier versehenen Toilettenwagen.
Derart erleichtert konnte ich anschließend dem bereits viel gelobten Max Prosa auf der Draußenbühne lauschen. Vielleicht hat er mich auf dem falschen Fuß erwischt, vielleicht war er zur falschen Zeit am falschen Ort, vielleicht ist es einfach nur nicht mein Geschmack: Trotz perfekt arrangierter Melodien hat Max Prosa mich persönlich nicht sonderlich berührt, viele andere aber waren hingerissen und begeistert. Man kann es einfach mögen oder nicht, man kann es aber ausprobieren und sich mit offenen Ohren auf Neues einlassen: Auch das ist das Schöne an einem Festival wie dem U&D Würzburg.
Einen stimmigen Abend wünscht
moggadodde