Wissen macht „Hohoho!“

Strom kommt aus den Rüsseln von in Wänden eingemauerten Schweinen, Pommes Frites wachsen auf dem Kartoffelbaum, Kühe sind lila und Bon Jovi kein von fiesen Außerirdischen infiltrierter Spion, um die Leidensfähigkeit der Erdbewohner zu testen.

Wir machen uns wenig Gedanken, wo und wie Dinge entstehen, die uns im täglichen Leben begegnen. Im Blog von Herrn Langauer habe ich eine Entdeckung gemacht, die ich Euch nicht vorenthalten kann.

Ein wichtiges Stück Aufklärung über geknechtete Kreaturen unserer Zeit. Damit niemand mehr behaupten kann, er hätte von nichts gewusst.

Einen nachdenklichen Abend wünscht
moggadodde

Neulich beim Möbelschweden

Mir war bisher nicht bekannt, dass Ikea neuerdings auch Lieferant für die milcherzeugende Industrie ist.

Der Melkmaschinenaufsatz „Smörremjölk“ zeichnet sich durch ein sehr gelungenes Design aus und besticht durch verstellbare Eutereinfüllstutzen.
Leider wurde bei der Planung übersehen, dass ein handelsübliches Kuheuter über vier Zitzen verfügt und „Smörremjölk“ für Milcherzeuger somit unbrauchbar ist. Die findigen Schweden bastelten deshalb einfach ein paar Gewinde in die Stutzen und schon wurde eine Lampe daraus! Ziemlich tricky!

Einen gedankenblitzenden Abend wünscht
moggadodde

Oma zum Zweiten

Sobald übrigens Gesprächswüste drohte, holte die Oma ihre Mundharmonika aus dem auf ihrem Schoß gebunkerten Täschlein.
Mit geschlossenen Augen und voller Inbrunst intonierte sie Volksweisen, die zu Recht in Vergessenheit geraten sind, irgendwas mit Zigeunern war, glaube ich, auch darunter. Am Ende des jeweiligen Ständchens klatschten wir alle Beifall und lobten ihre Darbietung.
Mit entschlossener Bewegung wischte sie jedesmal mit dem Ärmel ihres Pullovers über das Instrument und hielt es über den Tisch. „Da, die kannst du haben. Ich hab noch mehr davon!“, sagte sie freundlich und ihr Gebiss klapperte, aber der kleine Hank lächelte tapfer und lehnte dankend ab. Undankbarer Fratz, der!
Später erzählte er mir, dass er während der Vorführungen immer mal wieder verschwinden musste, weil der aus Omas tüchtig geblasener Mundharmonika sprühende Speichel ihn, der ihr gegenüber saß, zu arg zu tränken drohte. Und einmal am Tag geduscht, reiche schließlich.

Ich denke, ich sollte meine Oma öfter einladen. Das war jedenfalls ein Nachmittag, an dem Loriot seine Freude gehabt hätte!

Einen feuchtfröhlichen Tag wünscht
moggadodde

Oma in da house

Und dann war da noch meine Oma, die uns mit meiner Mutter und dem Brüderchen heute besuchte. Bis auf die Arthrose in den Knien ist sie vermutlich in besserer, körperlicher Verfassung als ich an manchen Tagen, was sie nicht daran hindert, unter herzzerreißendem Stöhnen ein ständiges „Ach, Maria hilf!“ zu seufzen. Nur in ihrem Oberstübchen herrscht noch mehr Unordnung, als in unserem Keller. Sie erkannte niemanden von uns als ihre Verwandtschaft, ordnete Brüderchen mir als Gatten zu, Dixie wurde zu Hanks Mutter und der MamS wurde von ihr hartnäckig gesiezt. Wenn jemand vom Tisch aufstand, um etwa kurz in der Küche einen Löffel oder etwas zu Trinken oder einen Zahnstocher zu holen, wurde er mit einem „Und wer ist das jetzt?“ bedacht, dann erklärten wir halt aufs Neue geduldig unsere familiären Verstrickungen und hofften im Stillen, dass unsere Nachfahren genauso geduldig mit uns wären, sollten wir je in einen solchen Zustand geistiger Verbreiiung geraten.

Der Kracher allerdings war, als sie sich an den MamS wandte und ihn mit „Na, wir beide müssten ja ungefähr der gleiche Jahrgang sein, gell?!“. Nun muss man wissen, dass meine Oma im nächsten März auf 90 Jahre zurückblickt. Ich meine, der MamS hat ja nun auch schon ein paar Lenze auf dem Buckel, aber trotzdem sieht er keinen Tag älter aus als, naja, sagen wir Mitte 40. Er klärte sie lachend über sein wahres Alter auf, trotzdem fragte sie ihn einige Zeit später, in welchem Jahr er denn geboren sei. „1919!“ antwortete er jetzt. „Ach, dann sind Sie ja zwei Jahre älter als ich!“, stellte sie fest, was zumindest rein rechnerisch nicht zu beanstanden war.

Als es ans Verabschieden ging, fiel ihr Blick auf mich. „Du bist aber rund geworden!“, rief sie aus. Natürlich weiß ich nicht, ob sie mich verwechselte. Oder ob sie auf meinen Vorher-Nachher-Zustand anspielte (es gab Lasagne, da kann ich mich nur schwer zurückhalten). Zumindest wusste ich aber, dass sie bezüglich des MamS ja auch kein sehr sicheres Auge bewiesen hatte.

Tief im Inneren ist mir ja klar, dass die Oma, was das angeht, nicht vollumfänglich verkehrt liegt. Aus vorweihnachtlichen Gründen habe ich schon Gewicht gemacht, in den letzten Wochen. Aber immerhin hat sie mich nicht auf 90 geschätzt. Das tröstet mich etwas. Aber nur etwas.

Eine gewichtige Nacht wünscht
moggadodde

Kahlauer

Ich erinnere mich noch gut an meinen Italienischlehrer Alberto. Alberto war nicht gerade der Prototyp des feurigen Südländers. Sein Selbstbild unterschied sich aber von unserem ein wenig. Wir fanden ihn nämlich weder groß noch schlank noch besonders gut aussehend, aber er selbst stolzierte cäsarisch durch die Klasse und flirtete auf diavolo komm raus mit allem, was auch nur entfernt einen Rock hätte tragen können.
Natürlich wusste Alberto nicht, dass wir sein dunkles Geheimnis schon in Lezione Uno entdeckt hatten. Stand er mit dem Rücken zu uns an der Tafel, blitzten kleine silberne Nädelchen aus seinem dunklen Haar. Kein Zweifel: Unser kleiner Italiener trug ein Haarteil, was wir aber immer noch besser fanden, als wenn er sich das Resthaar in einem verzweifelten Akt quer über den Schädel gekämmt hätte.

Jetzt ist ja wieder die Zeit der Stürme: Der Herbst bläst die Backen auf und pustet den Planeten durch. So weit so laut. Obacht geben sollten in dieser Zeit besonders Toupet- und Zweithaarträger wie Alberto. War Alberto vielleicht ein eitler Gockel, dumm war er nicht. Jedenfalls war er nicht so dumm wie der Mann, der eines Tages bei stürmischem Wetter seine Rübe samt Zweitfrisur aus dem Fenster steckte. Vielleicht wollte er nachsehen, ob die Dachrinne noch hängt oder die Nachbarin den Postboten im Negligé empfängt. Bei diesem Tun jedenfalls fegte eine heftige Bö darnieder und dem Ärmsten den Fiffi vom Kopf. Nicht überliefert ist, ob der Wind das Ding über die Grenzen trug und jetzt eine österreichische oder gar italienische Glatze ziert. Vielleicht wurde es auch von einem Laster bis zur Unkenntlichkeit zerfetzt, jedenfalls suchte der nun endgültig kahle Mann um die Erstattung der Kunstfrisur bei seiner Hausratversicherung nach in der Annahme, Sturmschäden wären mit abgedeckt. Letztere stellte sich quer und der Fall landete vor dem Münchner Amtsgericht, das entschied, dass die Versicherung nur für Sturmschäden haften müsse, die sich innerhalb des Gebäudes ereigneten (261 C 29411/07). Mit dem Recken des Kopfes durch das offene Fenster habe der Kläger allerdings die Gebäudegrenzen überschritten und müsste deshalb in Zukunft entweder in Haarmut leben oder auf den Anschaffungskosten für eine neue Perücke sitzen bleiben.
Würde die Zweitfrisur verschmurgeln, weil sie der Sturm auf den Herd bläst, wo sich der Kläger bei offenem Fenster gerade ein Rührei bruzzelt, hätte die Versicherung also übernehmen müssen? Aber auf die Idee, ein verlustig gegangenes Haarteil bei der Hausratversicherung geltend zu machen, muss man ja überhaupt auch erst einmal kommen. Ich wäre ja dafür viel zu unausgekocht.

Dass Männer mit ohne viel Kopfschmuck keinen Eindruck hinterlassen können, ist übrigens ein Gerücht. Auch der MamS verfügt bekanntlich über einen inzwischen recht geräumigen Landeplatz auf der Nordhalbkugel.

Einer der wenigen Männer, denen ich übrigens Tag und Nacht mein Ohr leihen würde, ist Herr Bruno Ganz. Dies ist die Raststättenrede aus dem wunderbaren Film „Ein starker Abgang“ mit der grandiosen, leider viel zu früh verstorbenen Monica Bleibtreu:

Es ist doch so: Ein Mann kann nicht zu wenig Haare haben. Nur zu wenig Hirn.

Einen ehrlichen Abend wünscht
moggadodde