Meine Kinder sind ja nun aus dem Gröbsten raus, wie man so schön sagt. Sie sind also in der Lage, sich selbst einen BigMac zu bestellen, in hungriger Spiegeleierbraterei während unserer Abwesenheit die Raumluft zu verpesten und wieder nach Hause zu finden, falls ich sie im Wald aussetzen würde, wozu ich, unter uns gesagt, in manchen Zeiten nicht geringe Lust verspürte.
Das ist aber jetzt vorbei. Dixies erster Tag in Lohn und Brot jährt sich bald und seit sie selbst arbeitet und gemerkt hat, dass die Vorstellung eines Lebens in wohliger Wattepusterei nur im Schüler-VZ existiert, verstehen wir uns exzellent richtig gut.
Der kleine Hank kommt ja erst noch in die heiße Phase. Während seine Schwester in seinem Alter schon den Spielplatz zur Datingzone umfunktioniert hatte, ist er glücklich, wenn man ihn am Computer parkt und Essensportionen vorsetzt, von der eine zwölfköpfige Elefantenherde für eine Woche satt würde.
Auch und gerade weil hier alles gerade recht gut läuft: Ich möchte keine neuen Kinder mehr. Wirklich nicht. Ganz und gar überhaupt nicht und nicht im Entferntesten. Aber ich könnte, wenn ich wollte. Jawohl. Schließlich tanzen bei mir die Eier im unteren Stock noch Samba! Zwar sehe ich den D-Zug des Klimakteriums noch nicht wirklich auf mich zurollen, aber ich bilde mir ein, in weiterer Ferne schon ein paar schwache Lichter erkennen zu können. Und es besteht tatsächlich ein großer psychologischer Unterschied zwischen Wollen und Nichtwollen und Können und Nichtkönnen.
Während sich Männer bekanntlich bis ins greiseste Alter rein biologisch reproduzieren können, ist uns Weibchen ja nun ein gebärtechnisches Verfalldatum eingepflanzt. Es heißt sicher nicht umsonst „Mutter“ Natur und sicher wollte sie als Frau ihren Geschlechtsgenossinen aus Mitleid eine Mutterschaft im Rollator ersparen, was im Grunde eine recht gute Idee ist.
Frisch geschlüpfte Babys sind aber immer süß und ich freute mich richtig darauf, gestern mal wieder eines in Form des 9wöchigen Luke aus der ferneren Verwandtschaft in den Armen halten zu dürfen.
Falls er zu sehr schrie oder die Hosen voll hätte, könnte ich ihn ja einfach wieder seiner Mutter in die Hand drücken, die für solche Dinge originär zuständig ist. Ich hielt ihn und schaukelte ihn und drückte ihn an meinen Busen, ja es war eine Wonne, mal wieder ein kleines Menschenkind zu halten, das noch keine Diskussionen führt und dessen Dasein nur aus Essen, Schlafen, Schauen und Spucken besteht. Und Windeln füllen, natürlich.
Als ich da so saß mit dem Säugling im Arm, fiel mir auf, dass ein Satz noch von keinem der Anwesenden gesagt wurde. Tatsächlich, dachte ich, noch niemand hat ihn gesagt, den Satz der Sätze, ein paar hingeworfene Worte, die sonst bei solchen Anlässen reihum zu hören waren, den ausgesprochenen Beweis, dass ich in den Augen anderer noch nicht zu alt wäre, um selbst frischen Nachwuchs zu werfen. Ich saß und saß und wartete nachdenklich, bis endlich die Kindsmutter selbst das Wort an mich richtete und ihn aussprach, diesen Satz der Sätze: „Das steht dir richtig gut. Willst du nicht doch nochmal?“.
Sofort warf ich den einen freien Arm in die Luft und winkte theatralisch ab. Durchwachte, sorgenvolle Nächte, ganze Nachmittage in keimkontaminierten, brüllend lauten Kinderarzt-Wartezimmern oder Nervenkrieg, weil Babys liebstes Beruhigungsschnuffeltuch zur Schlafenszeit noch immer in der Waschmaschine steckt, nein, das täte ich mir nun wirklich nicht mehr freiwillig an. Ich meinte das ganz genau so, wie ich es sagte. Aber ich war beruhigt, dass sie den Satz gesagt hatte. Denn ich könnte ja, wenn ich nur wollte!
Das alles hört sich ziemlich abgedreht an, gell? Tja. Das finde ich leider auch. Vielleicht werde ich doch schon etwas wunderlich. Aber sagt nicht der Volksmund ganz treffend: „Die Mutter der Dummen ist immer schwanger.“
Na also. Passt doch.
Eine fruchtbare Nacht wünscht
moggadodde