Also ich muss schon sagen: Sechs Rohrstockschläge soll das malaysische Fotomodell Kartika Sari Dewi Shukarno als Strafe für ihren Alkoholgenuss erhalten. Offenbar geht ihr die Bestrafung, die als Abschreckung für andere nach ihrem eigenen Antrag öffentlich vollzogen werden soll, nicht schnell genug, will doch das muslimische Gericht sie erst nach Beendigung des Ramadan verprügeln, während Frau Kartika gar nicht so lange warten will: Die öffentliche Bestrafung sei doch eine gute Methode, um Muslime vom Trinken abzuhalten und sie hänge jetzt bis zum Ende des Ramadan quasi in der Luft. Offenbar befürchtet sie, wegen der Verzögerung durch inzwischen stattfindende, ausländische Ungläubigen-Intervention um ihre gerechte Strafe gebracht zu werden.
Frau Kartikas Vergehen war der Genuss eines einzigen Glases Bier. Ich weiß ja nicht, wie sowas in Scharia-Kreisen geahndet wird, ob sich die Zahl der Stockhiebe nach der Menge des Alkohols richtet und ob ich für einen Vodka-Lemon mehr Dresche erwarten müsste, als für einen Amaretto sei dahingestellt. Ich glaube aber, Saufen ist Saufen und ich an Frau Kartikas Stelle hätte mich nicht mit einem lausigen Bier zufriedengegeben, sondern mir gleich ordentlich mehrere hinter die Binde gekippt, damit sich die Haue auch lohnt. Aber um mich geht es ja hier nicht.
Allen westlichen Gutmenschen, die nun über so viel Barbarei wegen eines einzigen Biers den Kopf schütteln sei gesagt, dass sie sich mal bitte Gedanken darüber machen sollten, dass auch sie sich wegen in unseren Breitengraden eigentlich völlig lässlicher Dinge der Sünde zeihen müssen: Ich habe den Nachbarn angelogen, als ich ihm sagte, der neue Benz sei bar bezahlt, während der Brief noch ein paar Jahre bei der Bank liegt. Ich habe lüsterne und nicht auszusprechende Gedanken gehegt, als ich der Nachbarin, die im Bikini ihr Unkraut zu jäten pflegt bei der Gartenarbeit zusah und mich sodann in die Laube zurückgezogen um das papiernerne Penthouse zu betrachten, während meine Gattin die Kartoffelsuppe zubereitete. Ich habe den Kollegen als faule Sau beim Vorgesetzten denunziert und die IKEA-Kassiererin absichtlich um 20,00 Euro beschissen. Und ich habe meinem Rotzlöffel von Kind wegen dem zweiten nassen Bett in einer Nacht entnervt eines hinter die Ohren gegeben. All das sind typische, zum Beichten geeignete und lässliche Sünden, die mit Glück den Aufenthalt im künftigen Fegefeuer ein bisschen reduzieren, die das Gewissen des Gläubigen erleichtern. Und das ist ja auch gut so.
Aber muss man es nicht deshalb Frau Kartika aus Malaysia genauso zugestehen, die nach ihrer Religion begangene Verfehlung auch nach den Regeln ihres Glaubens büßen zu dürfen? Das, was bei ihr die Stockschläge sind, sind hier fünf Vaterunser und drei Ave Maria, knieend auf einer uralten Holzbank und wer das mal gemacht hat weiß, dass das auch kein Spaß ist!
Selbst wenn ich nicht nachvollziehen kann, dass man auf das eine oder das andere begierig ist werde ich werde den Teufel tun und jemanden verurteilen, der seine Religion lebt, auch wenn ich selbst das noch so abwegig, abstrus und verwerflich finde.
Die Mitteilung der malaysische Religionsbehörde, dass die Bestrafung auf „humanitäre Weise“ mit „kleinem Stock“ erfolgen soll, während Frau Kartika bekleidet ist, was offenbar bei solchen Gelegenheiten nicht immer der Fall ist, beruhigt mich trotzdem nicht wirklich. Alles, was mit dem Willen der Frau Kartika geschieht, ist aber nichts, worüber uns zusteht, zu richten.
Euch eine andächtige Nacht wünscht
moggadodde