„Geht schon was?“, fragt der MamS vergnügt und rubbelt an meinem glühenden, trockenen Oberarm. „Siehst du etwa schon irgendwas?“, knurre ich grantig zurück und rücke ein Stück weg. Er glänzt gülden im warmen Licht des hölzernen Kastens und freut sich wie ein frittiertes Schnitzel. Ich sitze nur ihm zuliebe hier bei 90 Grad und warte, dass mein Körper das tut, was andere Körper bei 90 Grad anstandslos können: Schwitzen. Allein, mein Körper versagt bei der Produktion jeglichen Sekrets, genau wie im letzten Jahr und im Jahr davor.
Um wenigstens etwas geschafft zu haben, steige ich nach der frustrierenden, ersten Runde bei 3 Grad Lufttemperatur in den dieses Jahr nicht eingefrorenen Schwimmteich und das Erlebnis ist sensationell: Mein zum Platzen erhitzter Leib taucht in das vielleicht 8 Grad kalte Wasser ein und es ist als bade ich bis zum Hals in Stecknadeln. Es prickelt und sticht und aus purer Verzweiflung zapple ich mehr als ich schwimme und wenn man genau hinhört, zischt es sogar ein bisschen.
Derart euphorisiert starte ich irgendwann allein einen zweiten Schwitzversuch. Ich lege mich hin, horche auf den gleichförmig knackenden Ofen und warte, aber da ist nach 20 Minuten wieder dieses Gefühl, als stünde ich kurz vor der Explosion, als züngelten gleich kleine Flammen aus meinen Kniescheiben und ich könnte auf der Stelle eine mittlere Kleinstadt beheizen. Trocken wie Dörrobst und mit der Kerntemperatur einer Magmakammer verlasse ich die Kabine.
„Wie siehst Du denn aus!?“, feixt der MamS, als er mich sieht. Tatsächlich, meine Beine erscheinen irgendwie ungesund, etwa wie eine riesige Mortadella. Oder eine sehr kleine Giraffe.
Ich habe keine Idee, was das ist. Geronnenes Eiweiß? Spontanlava? Das Blutwunder der Hassberge? Es dauert eine gute Stunde, bis das Muster verschwunden ist und eine weitere, bis ich den Saunabereich verlasse. Inzwischen habe ich Wlan, Bücher und Zitronenwasser und für meinen Teil genug. Gerne lasse ich dem MamS seine Freude am hemmungslosen Herumsuppen im eigenen Saft und freue mich derweil auf den „schmatzigen“ Silvaner, den das Hotel auf der Karte hat. Er möchte SPA, ich hingegen SPV: Sanus per Vinum. Und so kommen wir an diesem Neujahrstag dann irgendwie beide auf unsere Kosten.
Eine trockene Nacht und ein gesundes neues Jahr wünscht
moggadodde