Ohrale Qual

Ohne Bezahlfernsehen bleibt dem geneigten Fußballfreund nur die Radiokonferenz, will er den letzten Spieltag live erleben. Dass die männlichen Kommentatoren sich ins Zeug legen, als ginge es um Leben und Tod oder das letzte Freibier, um die Spielverläufe spannend an den Hörers Ohr zu bringen, ist man ja schon seit Zimmermann’schen Zeiten („… Aus dem Hintergrund müsste Rahn schießen, Rahn schießt, Tooooooor …“) gewöhnt. Mit tieferen Männerstimmen hört sich dieser überbordende Enthusiasmus sogar noch halbwegs angenehm an, kraftvoll und manchmal sogar mitreißend.
Wenn sich allerdings Frauen in Rage reden, und anders kann man spannende Spiele ja nicht adäquat kommentieren, hört sich das an wie ein höllischer Ehekrach im Endstadium, kurz bevor die Teller durch die Küche segeln. Sabine Töpperwien mag eine fähige Sportjournalistin sein, nicht umsonst ist sie beim WDR Sportchefin und die Herrin der Radiobundesliga. Aber sie und ihre Kolleginnen sind trotz aller Sachkenntnis nach meiner Meinung am Mikrofon eindeutig fehl am Platz. Das aufgeregte Gequieke, die sich rundherum überschlagenden Stimmchen, das ist genauso entsetzlich und quälend wie das Gekratze von vielen Fingernägeln auf einer Schultafel. Fiebrig, gehetzt, atemlos und scheinbar ohne Luft zu holen, pläken die Damen auf die Membrane, dass es an ein Wunder der deutschen Technik grenzt, dass die nicht platzen. Die Membrane und die Frauen.

Die Bundesligasaison ist im Moment zu Ende und Wolfsburg absolut verdienter Meister, alles andere wäre auch ungerecht gewesen. Und meine Ohren brauchen jetzt auch erstmal dringend eine Sommerpause.

Euch einen stimmungsvollen Tag wünscht
moggadodde

Beziehungs-Kiste

Als ob er mir den Abschied erleichtern wollte, stellte sich heute früh erstmals ein laut vernehmliches Geräusch am Auspuff ein. So fiel es mir gleich viel leichter, den lieben, alten Micra

Lebewohl, mein Freund

beim Händler auf den Hof zu fahren, im Bewusstsein, dass das nicht mehr mein Problem ist.
Dann hatte ich aber noch eine spontane Idee, um diese Ära endgültig abzuschließen. Der Nissan hatte nur einen Vorbesitzer gehabt. Anhand des Fahrzeugbriefs machte ich diesen ausfindig und klingelte mal durch. Er würde mich nicht kennen, begann ich, und ich wolle ihm auch gar nichts verkaufen. Ob er sich denn noch an den hübschen, caramelfarbenen Nissan erinnere, den er vor 10 Jahren in Zahlung gegeben hätte, den hätte ich nämlich damals gekauft, tatsächlich war er sofort wieder im Bild. Weil mir sein Auto in den vielen Jahren so treu gedient und mich niemals auch nur einmal im Stich gelassen hätte, fühlte ich mich verpflichtet, ihn vom plötzlichen und unerwarteten Dahinscheiden des Micra nach kurzer, schwerer Krankheit in Kenntnis zu setzen, hob ich an. Natürlich erinnere er sich, obwohl er ihn nicht lange gefahren hatte und wir kamen sofort angeregt ins Plaudern. Was denn der Nachfolger werden würde, wollte er irgendwann wissen, Dooyooda antwortete ich. „Ha!“, sagte er, den fahre er auch, was denn für einer? „Yaris, silber“, sagte ich und er verfiel in Gelächter. Genau den gleichen, nur eine Nuance dunkler würde er aktuell nämlich auch fahren und dass das doch kein Zufall sein könnte! Er freute sich sehr, dass ich ihn angerufen hatte, wünschte mir viel Glück mit dem Neuen und als ich aufgelegt hatte, fühlte ich mich prima und bereit für den Abschied. Ich machte den Nissan leer und fuhr mit dem letzten Tropfen Sprit auf den Hof des Händlers, wo ich ganz unaufgeregt den Nachfolger in Empfang nahm. Ein letzter Blick noch über die Schulter auf die alte Beziehungskiste und ganz entspannt und vollkommen im Reinen ließ ich mich von der Faszination des Neuen fangen und war viel zu beschäftigt, um zu heulen. Die (jawoll, Plural) Kaffeebecherhalter sind allererste Sahne und mit dem Mäusekino komme ich auch prächtig klar.
Ich freue mich auf unsere gemeinsame Zukunft und fühle mich schon halbwegs wohl, auch wenn ich feststellen muss, dass neues Auto wie alter Pups riecht. Noch ist unser Verhältnis auch eher respektvoll-distanziert und ob wir jemals richtig gute Kumpel werden, wird die Zeit erst noch zeigen.

Euch eine zuversichtliche Nacht wünscht
moggadodde

Und jetzt nochmal zum Mitschreiben: Crodino!

Sehr geehrte Damen und Herren Suchmaschinennutzer!
Ich persönlich mag das Gesöffe ja nicht, während der MamS das Zeug literweise trinken kann, aber weil hier immer wieder und immer die Frage auftaucht und in diesem Falle Unwissenheit im ungünstigsten Fall auch zu Verletzungen führen kann, will ich hier endlich für Aufklärung sorgen:

Der alkoholfreie, italienische Aperitif heißt, jetzt aufgemerkt, nicht „Cretino“ sondern „Crodino“. Nicht dass Sie anlässlich des nächsten Besuchs beim Stammitaliener „Einen Cretino, aber pronto“ verlangen und der Luigi sich empört, weil er mit seinem von Natur aus lebhaft-sanguinischen Temperament vermutet, Sie würden den Koch beleidigen und Ihnen auf die Zwölf haut. Sagen Sie nicht, ich hätte Sie nicht gewarnt, gell?!

Ach, und weil wir gerade mitten im Klugscheißerei-Modus sind: Liebe Campari-Group, gucken Sie doch gleich mal hier:

Zwei Bier sind auch ein Schnitzel

Es ist bestimmt richtig geil teuer, dort on the top zu stehen, aber, nochmal aufgemerkt: Es heißt zwar „Appetit“ aber „Aperitif“. Oder soll das dort gezeigte „Apperitif“ eine neu geschöpfte Wortmixtur aus Essen und Trinken darstellen, frei nach dem Motto „Zwei Bier sind auch ein Schnitzel“? Dann sollten Sie das schon klarstellen. Gucken Sie doch mal nach dem Rechten in Ihrer Marketingabteilung! Schlamperei, das!

Ihnen und Euch einen voll korrekten Tag wünscht
moggadodde

Morgengrauen – etwas später

Zugegeben, ich bin eine Schlafmütze und morgens immer meistens etwas knapp in der Zeit. Aber heute musste einfach ich anhalten und das Nebelmeer unter der gerade aufgegangenen Sonne bestaunen.

Nebelmeer

Mit ein bisschen Phantasie könnte man doch meinen, man sähe ein Stück weiter unten ein Meer in der Morgensonne, hach!

Für solche Ansichten lohnt es sich doch,

a. mitten in der Nacht aufzustehen

b. eine anständige Kamera ins Auto zu legen und nicht meine unterdimensionierte Knipsgurke.

So ist das Bild leider etwas blass geworden, obwohl die Aussicht in natura grandios war.

Euch einen aufgeweckten Abend wünscht
moggadodde