Flieger, zeig mir die Sonne!

Das jährliche Getöse um den Muttertag geht mir ja schon lange auf die Ketten. Mein Bedarf an Häkeldeckchen und getonten Aschenbechern in der Form einer ausgehöhlten Schildkröte („Oh, natürlich, ein Marienkäfer, das sieht man doch sofort!“) ist gedeckt und wenn ich sonntags aus dem Bett krieche, ist der Kaffee immer schon fertig, ob Muttertag ist oder nicht.
Trotzdem musste ich die Ehrentag-Trumpfkarte ausspielen, dass mich meine Lieben zum nahen Flugplatz begleiten, damit ich endlich mal wieder in die Luft gehen kann, ohne mich dabei zu ärgern.

Flieg nicht so hoch, mein kleiner Freund!

Diese gespannte Erwartung, wenn die kleine Maschine immer schneller werdend übers Flugfeld holpert, dieser Moment, in dem das Flugzeug die Erde verlässt und sich die Nase in den Himmel streckt, dieser kleine Augenblick zwischen Fahren und Fliegen, die Leichtigkeit und Sänfte, mit der die Maschine durch die Luft pflügt und mir die Umgebung aus der Vogelperspektive zeigt, von wo aus die Erde wie ein Flickenteppich aussieht, nur unterbrochen von Straßen, die den Teppich wie Nähte zusammenhalten – einfach grandios.
Grandios ist auch der Krach in so einer kleinen Maschine und geklappert hat sie auch an allen Ecken und Enden, aber auf solche Nebensächlichkeiten darf man nicht achten, wenn man in einer fliegenden Schuhschachtel putzigen Cessna unterwegs ist, sondern nur den atemberaubenden Blick auf die Stadt genießen, die sich sonnenbeschienen und sauber in ferner Tiefe präsentiert.

Fliegen ist klasseWeltkulturerbe von obenDeutschlands schönste Festung

Natürlich würde ich gerne selbst fliegen lernen, schon immer wollte ich das und ich würde mir das auch zutrauen. In manchem Tagtraum sitze ich in einer kleinen Maschine und brettere über die Startbahn. Aber es ist viel schöner, einen Traum zu haben, von dem man weiß, dass er nicht wahr werden wird, weil man dann viel länger davon hat und das Schnuppern am Traum, so wie ich das heute gemacht habe, hält ja auch wieder eine Weile vor.

Euch einen luftigen Abend wünscht
moggadodde

Hello from Hiob

Ich mach’s kurz, denn ehrlicherweise war ich am Telefon so geschockt, dass mein Gehirn gar nicht alle Einzelheiten speichern konnte: Unter meinem Liebling tun sich Abgründe auf. Kostspielige Abgründe. Abgründe, in die ich mindestens 1500 Mücken investieren müsste, um das Ding nochmal durch den TÃœV zu kriegen. Schon mal was von einer Staubmanschette gehört? Ich bis vorhin auch nicht.

Es steht außer Frage, dass eine Reparatur nicht lohnt. Ich bin tieftraurig und habe vorhin schon nicht wenige Tränen vergossen, ich gebe das gern zu. Der Nissan hat mir nienienie in seinem 11jährigen Leben Scherereien gemacht, mich nie im Stich gelassen, brav gedient und richtig Spaß gemacht. Vor ihm fuhr ich nur Firmenwagen, die mich zwar befördert, aber nie zu mir gehört haben. Nie wieder wird mir ein Auto so viel bedeuten und nie wieder werde ich so einen treuen fahrbaren Untersatz haben, nie!

Ich kann ihn jetzt noch knapp drei Wochen fahren, bis die Gnadenfrist abläuft und der TÜV uns gewaltsam auseinanderreißt. Und ich weiß schon jetzt, dass ich Rotz und Wasser heulen werde, wenn ich ihn von unter dem Sitz gehorteten Pfandflaschen befreie, ihn zum letzten mal abschließe, zum Abschied über sein nach so vielen Jahren immer noch vollkommen rostfreies Kleid streiche. Ich glaube, ich werde mir vorher was einwerfen müssen, um zu vermeiden, dass ich mich plärrend über die Motorhaube werfe.

Klar, Abwrackprämie ist ein Thema, aber dafür muss es ja ein ganz Neues oder ein Jahreswagen sein. Und sowas kostet ja trotzdem ein hübsches Sümmchen, das ich bestimmt nicht mal so aus dem Ärmel schüttle. Der MamS versucht, mir einen Koreaner aufzuschwatzen oder einen Panda! Bitte, ein Panda! Das ist so ziemlich das grottenhässlichste Auto, das sich je ein bekiffter Designer aus seinen degenerierten Hirnwindungen gekratzt hat! Und wenn ich auch kein Geld habe, einen Hauch von gutem Geschmack habe ich doch noch!
Ãœber ein neues Auto im Internet zu recherchieren kotzt mich schon jetzt volle Kanne an, und wenn ich das Wort „Fahrzeugkonfigurator“ nochmal lesen muss, spucke ich in hohem Bogen auf den Bildschirm, ich schwöre!
Morgen hole ich den Nissan wieder von der Werkstatt und hoffe inständig, dass ich nicht flenne, wenn mir der Mechaniker den Schlüssel mit warmen Worten des Bedauerns in die schweißnassen Hände drückt. Die nächsten Wochen werden sehr, sehr hart, soviel ist sicher.

Natürlich hört sich das jetzt alles ziemlich schlimm an und das ist es auch, für mich jedenfalls. Deshalb vergreife ich mich jetzt an irgendeiner Art alkoholischer Ablenkung. Vielleicht gelingt es mir ja doch noch, mir den Panda schönzusaufen.

Euch einen besseren Abend wünscht
moggadodde

Inglisch vor rannaweis end moor

Mein Englischlehrer hätte mir zu meiner Zeit sowas

Die Schrift des Grauens

mit Schmackes um die Ohren gehauen, nicht mal wegen der haarsträubenden ungewöhnlichen Übersetzung, sondern vielmehr wegen der nur mit einer gehörigen Portion gutem Willen lesbaren Hieroglyphen.
Vom weiblichen Geschlecht heißt es ja, dass es gerne ein ansprechendes Schriftbild an den Tag legt, während die Jungs zum größten Teil mit einer veritablen Sauklaue unterwegs sind und damit sogar das Papier beleidigen, auf dem sie das tun, was sie großzügig „schreiben“ nennen.
Dixie wurde von einem gestrengen Fräulein alter Schule ins Schreiben eingewiesen und legt auch deshalb ein ansehnliches Schriftbild an den Tag, damals wurde das sogar noch benotet. Hank hingegen genoss die ersten beiden Jahre bei einer eher laxen Lehrerin, die auf meine frühen Bedenken wahlweise mit „Das wird schon noch“, bzw. „So schlimm ist das nicht“ reagierte, was Hank natürlich als Lizenz zum Schmieren begriff. Noten gab’s auf die Schrift auch schon nicht mehr und damit nahm das schreibende Grauen Fahrt auf.
Weder Flehen, Drohen oder Nochmalschreibenlassen halfen und jetzt, in der 5. Klasse, kommt seine Schrift nicht individualistisch ausgeprägt, sondern als grobmotorisches Gemetzel daher. Krumm, schief und wie sturzbetrunken torkeln die Buchstaben über die Zeilen und wie er das „o“ schreibt! Als Schleife!
Möglich, dass ich da zu sehr old-fashioned bin: Kein Mensch schreibt mehr Briefe von eigener Hand, was ich unendlich schade finde und vielleicht deshalb etwas überreagiere. Aber gesetzt den Fall, ein globaler Stromkollaps killt Computer, Handy und elektrische Schreibmaschine und das Wohl und Wehe der Welt hängt von der Leserlichkeit der Handschrift der zukünftigen Weltenherrscher ab: Dann sehe ich ziemlich schwarz, weil keiner das Gekritzel lesen kann, weshalb die Besetzung der maßgeblichen Führungspositionen durch Frauen mit von Natur aus leserlicher Schrift mehr als eine Ãœberlegung wert sein sollte. Man stelle sich nur vor, einer dieser Weltenherrscher schriebe im Krisenfall „Don’t wash the red cotton too hot“ und meint die Vorhänge im Oval Office und der betreffende Befehlsempfänger liest „Don’t push the red button too hard“! und drückt extra sanft aber doch wirksam auf den Notstrom-Nuklearknopf! Nicht auszudenken!
Ich wette, Frau Merkel hat eine tolle Handschrift!

Als Lehrerin würde mich durch so eine Krakelei persönlich beleidigt fühlen, aber offenbar sehe ich das mal wieder zu engstirnig, wobei ich über Hanks „I’m to foot“ trotzdem fast in einen verzweifelten Lachkrampf verfiel.

Sowieso bin ich anscheinend nicht mehr up to date: Was früher „Kippeln“ hieß und mit Kopfnuss oder Ohrenziehen (Jungs) bzw. Ermahnung oder Strafarbeit (Mädels) geahndet wurde, heißt heute „dynamisches Sitzen“ und erhöht angeblich u.a. Konzentration und Aufmerksamkeit aber doch auch den Spielraum ehrgeiziger pushy-parents, gegen eine vom Lehrer deswegen ausgesprochene Bestrafung vorzugehen („Sören-Justin hat nicht gekippelt! Er hat sich konzentriert!“).
Leider hilft das Gewackel auf dem Schulstuhl aber nicht gegen so ein unleserliches Gekritzel. Das Kind ist im vorliegenden Fall wohl schon vom Stuhl in den Brunnen gefallen.

Euch einen druckreifen Abend wünscht
moggadodde

Alles neu macht der Mai

Das National Geographic Magazine hat mich schon fasziniert, als es noch gar nicht in deutsch erschien. Mein Ex-Chef hatte die englische Ausgabe abonniert und weil ich die Post eher in der Hand hatte als er, mopste ich das jeweils neueste Heft, um es zuhause ganz ungestört zu genießen, bevor ich es ihm eine Woche später unschuldig in den Posteingang legte und über die lahmarschige Zustellung schimpfte.
Die deutsche GEO konnte ihm nie das Wasser reichen. Das englischsprachige NGM hatte den Geruch der weiten Welt, stieß in Gegenden vor, von denen ich nicht einmal wusste, dass es sie gibt und hatte ein sehr angenehmes, kleiner gehaltenes Format, so dass ich auch in der vollen Straßenbahn lesen und dabei den Eindruck einer polyglotten Travelleuse erwecken konnte, dabei war ich zum damaligen Zeitpunkt gerade mal bis Italien gekommen. Ich war fasziniert von den atemberaubenden Bildern und nach 1999, als das National Geographic Magazine endlich auch in deutsch erschien, verstand ich die Reportagen endlich komplett, auch ohne Dictionary.

Auf der Suche nach unkitschigen aber trotzdem schönen Desktopmotiven, die überdies umsonst sein müssen, bin ich jetzt auf der englischen Seite des National Geographic Magazine gelandet und hier gibt es kostenlose Wallpapers zuhauf, jedes einzelne gestochen scharf, vollkommen stimmig und schlicht und ergreifend zum Niederknien schön. Zu jedem Foto sind noch ein oder zwei erläuternde Sätze zu lesen, so dass ich jetzt weiß, dass mein neu installiertes Motiv, das Siebte aus dem Januar 2009, in der Diamantenminen-Geisterstadt Kolmanskop in Namibia entstanden ist.
Absolut faszinierend, diese Your Shot-Seite und eine ganz große Versuchung, mal wieder zum Heft zu greifen.

Euch einen wunderschönen Tag wünscht
moggadodde

Alice, ich wunder‘ mich!

Soso, das Feministinnenfossil Frau Schwarzer meint, die ostdeutschen Frauen seien, so wörtlich „stärker und weniger verblödet“ als ihre westdeutschen Kolleginnen, sie könnten dem Jugend- und Schönheitswahn eher widerstehen, weil die Frauen im Osten einer „relativ geringeren Verblödung“ ausgesetzt gewesen wären.
Ungeachtet des Umstandes, dass sich letztere Äußerung angesichts eines Todesstreifens und allgegenwärtiger Stasi-Schnüffeltruppen möglicherweise ein klein wenig zynisch geriert, sollte Frau Schwarzer ziemlich froh sein, dass die verblödeten, westdeutschen Frauenschäfchen nicht verblödet genug waren, um ihr ihre Emmas und Bücher abzukaufen und sie auch im Rentenalter noch in der Lage ist, ausgerechnet in der „SuperIllu“, der ostdeutschen „Bunten“, ihre Spaltpilzergüsse zu verbreiten, auch wenn das ein wenig nach „any press is good press“ aussieht.
Das war nix, Frau Schwarzer!

Euch einen emanzipierten Tag wünscht
moggdodde