Das jährliche Getöse um den Muttertag geht mir ja schon lange auf die Ketten. Mein Bedarf an Häkeldeckchen und getonten Aschenbechern in der Form einer ausgehöhlten Schildkröte („Oh, natürlich, ein Marienkäfer, das sieht man doch sofort!“) ist gedeckt und wenn ich sonntags aus dem Bett krieche, ist der Kaffee immer schon fertig, ob Muttertag ist oder nicht.
Trotzdem musste ich die Ehrentag-Trumpfkarte ausspielen, dass mich meine Lieben zum nahen Flugplatz begleiten, damit ich endlich mal wieder in die Luft gehen kann, ohne mich dabei zu ärgern.
Diese gespannte Erwartung, wenn die kleine Maschine immer schneller werdend übers Flugfeld holpert, dieser Moment, in dem das Flugzeug die Erde verlässt und sich die Nase in den Himmel streckt, dieser kleine Augenblick zwischen Fahren und Fliegen, die Leichtigkeit und Sänfte, mit der die Maschine durch die Luft pflügt und mir die Umgebung aus der Vogelperspektive zeigt, von wo aus die Erde wie ein Flickenteppich aussieht, nur unterbrochen von Straßen, die den Teppich wie Nähte zusammenhalten – einfach grandios.
Grandios ist auch der Krach in so einer kleinen Maschine und geklappert hat sie auch an allen Ecken und Enden, aber auf solche Nebensächlichkeiten darf man nicht achten, wenn man in einer fliegenden Schuhschachtel putzigen Cessna unterwegs ist, sondern nur den atemberaubenden Blick auf die Stadt genießen, die sich sonnenbeschienen und sauber in ferner Tiefe präsentiert.
Natürlich würde ich gerne selbst fliegen lernen, schon immer wollte ich das und ich würde mir das auch zutrauen. In manchem Tagtraum sitze ich in einer kleinen Maschine und brettere über die Startbahn. Aber es ist viel schöner, einen Traum zu haben, von dem man weiß, dass er nicht wahr werden wird, weil man dann viel länger davon hat und das Schnuppern am Traum, so wie ich das heute gemacht habe, hält ja auch wieder eine Weile vor.
Euch einen luftigen Abend wünscht
moggadodde