Yes, she can!

Sollte nach dem langen Tal der Tränen endlich ein klitzekleiner Anstieg in Sicht sein? Mit 27 von 30 Punkten und somit einer 1 hat Dixie die mündliche Englischabschlussprüfung hinter sich gebracht und mein sorgenschweres Mutterherz mit einer 2 in Französisch und einer 3 (!!) in der Mathe-Ex um ein paar Kilo erleichtert.
Das ändert zwar nichts an der Tatsache, dass sie sich aufgrund des grottigen suboptimalen Zwischenzeugnisses in Zeiten der Wirtschaftskrise bei der Suche nach einer Ausbildungsstelle ganz hinten anstellen muss, gibt aber Anlass zur Hoffnung, sie doch noch in Lohn und Brot zu bringen, bevor sie ins heiratsfähige Alter kommt. Vielleicht hat jetzt endlich auch sie selbst den Ernst der Lage erkannt.
„Hoffnung ist wie Zucker im Tee. Auch wenn sie klein ist, versüßt sie alles“, sagen auch die Chinesen und auch wenn ich Tee überhaupt nicht mag, diese Hoffnung, gepaart mit dem strahlenden und endlich seelenstreichelnden Wetter – hach, meine Laune steigt schneller als der Blutdruck von Podolski!

Euch einen zuversichtlichen Tag wünscht
moggadodde

Ausgeschlossen!

Spinat wird eisengehaltstechnisch ja bekanntlich gerne überbewertet. Trotzdem ist Spinat gesunder als z.B. eine Schachtel Zigaretten oder ein Pfund Fensterkitt.
Anders sieht die Sache aus, wenn zwischen Köchin und Spinat eine wegen Zugluft zugeknallte Haustür liegt. Wenn sich dieser Spinat in einem Topf befindet, der auf einem eingeschalteten Herd steht, könnte die Sache nicht nur ungesund, sondern sogar richtig brenzlig werden und genau das ist mir gestern passiert.

Wegen des Windes hatte ich alle Terrassentüren und Fenster verrammelt und mangels Ersatzschlüssel unter irgendeinem Blumentopf musste ich von außen hilflos durchs Küchenfenster beobachten, wie der Spinat auf der auf 6 von 10 Punkten befeuerten Platte lustig vor sich hin blubberte. Ich wusste, der Spinat war anfangs noch leicht gefroren, ich hatte also noch ein Zeitfenster von einer guten halben Stunde, bis ich um das Küchenmobiliar bangen und notfalls eine Scheibe einschlagen musste, was sicherlich billiger enden würde, als die Anforderung eines Schlüsseldienstes, der im Zweifel ohnehin erst ankäme, wenn die Hütte längst in hellen Flammen steht.
Beim Nachbarn telefonierte ich der Vermietung hinterher, die, wenn man sie denn wirklich braucht, natürlich nicht erreichbar ist.
„Du hast doch den Generalschlüssel“, bemerkte ein anderer, aufmerksamer Nachbar, was aber wenig hilfreich ist, wenn sich das Sesamöffnedich ebenfalls innerhalb dieser Wände befindet. Doldi, der!
Dixie hing mit ihrem Schlüssel natürlich auch unerreichbar in irgendeinem Park herum, Hank hatte ich eben schlüssellos zum Training gebracht und der MamS … der MamS!

Ewig dauerte es, bis der Muckibudentelefonist in den odorierenden Gängen den MamS auf irgendeinem Fitnessapparat fand, wo er derzeit seine bürolahm gewordenen Muskelgruppen aufbaut. Kalt wie eine Hundeschnauze on the rocks erklärte ich ihm die Lage in einem knappen Satz und trotzdem dauerte es noch eine weitere halbe Stunde, bis der MamS mit quietschenden Reifen vor dem Haus aufschlug. Das Wohnen auf dem Land hat eben nicht nur Vorteile.

Mittlerweile war das Abendessen eine untrennbare Verbindung mit dem Topfboden eingegangen, weshalb ich alles packte, dem Abfall anheim gab, ein paar Brote schmierte und kräftig lüftete, um den impertinenten Gestank nach Angebrannt zu vertreiben.

Also, Leute, lasst euch mein Erlebnis eine Lehre sein: Wenn nicht schon geschehen, deponiert für solche Fälle irgendwo einen gut versteckten Zweitschlüssel!

Euch einen gesunden Tag wünscht
moggadodde

Lizenz zum Verblöden

Mami möchte, statt dem Balg eine Gute-Nacht-Geschichte zu erzählen, lieber mit ihrer Freundin entspannt eine Prosecco-Sause starten und Papi findet Vorlesen sowieso überflüssig weil absolut unmännlich?
Kein Aprilscherz sondern traurige Wahrheit ist, dass uninspirierte und desinteressierte Cappuccino-Mütter zukünftig den kleinkindlichen Nachwuchs nicht mehr selbst bespaßen müssen, sondern ihre fleischgewordenen Statussymbole einfach vor der Glotze dauerparken können, während sie sich in Ruhe der Maniküre widmen, den Innenarchitekten instruieren oder mit dem Briefträger poppen können.
Wem Tom und Jerry für das halbjährige Kind aber etwas zu unruhig sind, für den gibt es jetzt einen Sender mit altersgerechtem Baby-Entertainment.
BabyFirstTV, die erste Fernsehstation für Aufzieher, die sich keine Nanny leisten können, bietet dem lästigen Gelege gleich vielfältige Zerstreuung und es kann ja niemals zu früh sein, die Kurzen mit der bunten Medienvielfalt zu konfrontieren, schließlich sollen sie sich ja spätestens zur Einschulung so ziemlich abgenabelt haben und hinreichend mit ihrem Computer umgehen können, damit sie ihren Produzenten nicht länger auf den Sack gehen!

Es ist also Abend und das Früchtchen will nicht schlafen? Kein Problem: Die psychedelisch anmutende Sequenz „Sinfonie der Farben“ wird unterlegt mit üblem Esoterik-Geklimper und beschert dem Fratz gleich einen Vorgeschmack auf spätere Drogenerfahrungen! Schnell noch ein bisschen „Kaleidoskop“ hinterher, sicherheitshalber wird auch noch das animierte Gute-Nacht-Lied nachgeschoben und wenn das Balg dann immer noch nicht pennt, gibt es eben gleich mal eine Dosis Ritalin, da machen wir doch gar nicht lange rum!

Das erste Babyfernsehen ist wirklich eine vollkommen überflüssige Erfindung, ein Alibisender, der überforderten oder desinteressierten Eltern die ersehnte Absolution erteilt, schon die Kleinsten der Kleinen vor dem Plasmaschirm zu deponieren. Wir tun ja wirklich alles für die Entwicklung von Charlene-Jennifer! Wenn sie dann später feststellen, dass aus ihren Augäpfelchen kleine emotionsgestörte Passivposten mit Sprachproblemen und Aufmerksamkeitsdefiziten geworden sind, ist der Cappu kalt und das Kind in den Brunnen gefallen. Aber vielleicht merken sie das ja gar nicht.

Kinder, besonders und gerade kleine Kinder, bedeuten Arbeit, harte, anstrengende, unterbezahlte, jahrelange Arbeit im 3-Schicht-Betrieb, ohne Gefahrenzulage, doppelten Boden oder Umtauschrecht, die trotz aller Hindernisse mit Geduld, gesundem Menschenverstand und einer unendlichen Menge Hoffnung im Gepäck keine schlechten Erfolgsaussichten bietet und tatsächlich sogar manchmal mehr und manchmal weniger Spaß machen kann. Wer sich dessen nicht ganz bewusst ist, sollte sich das Babyprojekt lieber noch ein paar mal durch den Kopf gehen lassen und dann doch vier Wochen Wellness auf Bali buchen oder einen schicken Zweisitzer kaufen.
Vorlesen bis zur Vergasung, Bilderbücher durchackern bis zur Benommenheit und später „Ich sehe was, was du nicht siehst!“ bis alle Farben durch sind und „Alle meine Entchen“ in Endlosschleife, das alles ist anstrengend aber im Kleinkindalter das A und verdammte O der Erziehung, weil Beschäftigung mit dem Kind stattfindet und sogar das bescheuerte „Hoppe-Hoppe-Reiter“ ist pädagogisch auf alle Fälle sinnvoller als das Einschalten dieses Baby-Abstumpf-Senders mit der Lizenz zum Verblöden.

Euch einen lieblichen Abend wünscht
moggadodde

Mars 500 – reloaded

Ein interessantes Projekt startet heute in Moskau, „Mars 500“ heißt ein Experiment, durchgeführt von ESA und der russischen Weltraumagentur Roskosmos. Noch in diesem Jahrhundert soll der erste, bemannte Raumflug zum roten Planeten starten und größer als die technische Problemstellung ist die physische und psychische Herausforderung an die fastquasibeinahesogutwie Weltraumreisenden.
Um die Belastung für Körper und Geist zu erforschen, werden vier Russen, ein Franzose und ein Deutscher in einem nicht allzu geräumigen Nachbau einer Raumstation unter möglichst realistischen Bedingungen isoliert um herauszufinden, welcher Persönlichkeitstyp sich für eine solche Langzeitmission eignet und um gruppendynamische Prozesse zu erforschen. Hört sich der veranschlagte Zeitraum von 105 Tagen zunächst erst einmal gigantisch an, ist er im Vergleich zur tatsächlichen Dauer einer echten Marsreise von satten 520 Tagen doch ziemlich pillepalle.
Die sechs Männer, ausgesucht auch wegen ihres niedrigen Aggressionspotenzials, werden in einem nautilusähnlichen Modell auf 180 qm eingesperrt, überwacht von 16 Kameras ohne Ton, weshalb die Wissenschaftler draußen lediglich aus Mimik und Gestik die Befindlichkeiten der Probanden herauslesen müssen, was ich mir ziemlich schwierig vorstelle.
Ein gleichartiges Experiment ist vor 10 Jahren übrigens bereits einmal gescheitert, weil die dortigen Teilnehmer sich untereinander schon sehr bald stritten und sogar prügelten und jetzt treten diese sechs Männer an, um alles besser zu machen.

Ich persönlich finde ja, dass das Verplempern von 15 Millionen Dollar allein für dieses winzige Mosaiksteinchen innerhalb der gigantischen Operation Marsflug ziemlich überflüssig und das Geld gerade in diesen Zeiten woanders viel besser angelegt wäre. Wurde nicht erst festgestellt, dass es keinen Nachweis für Leben, geschweige denn intelligentes Leben, auf dem roten Planeten gibt? Was will man da oben denn finden, außer rötlichen Felsbrocken und vielleicht ein paar pupsenden Mikroben? 95 % Kohlendioxid und 0,13 % Sauerstoff auf dem Mars, das sagt ja schon alles. Hier zappelt sich doch jeder ab, um den CO2-Ausstoß zu verringern, also taugt der Mars nicht mal als Ausweichplanet, wenn wir diesen hier kaputt gemacht haben!
Gut, die Aussicht mag so übel nicht sein, aber Spielberg würde für einen Bruchteil der Kosten eine Rundumaufnahme zaubern, dass den Erdenbewohnern Hören und Sehen vergeht! Ich finde, der Mars ist schon ausreichend vermessen, begutachtet und erforscht, da muss man doch nicht noch hinfliegen und etliche Millionen Dollar hinterherwerfen, nur um ein paar abenteuerlustigen Akademikern ein Langzeit-Big Brother de luxe zu verschaffen!

Vielleicht sollte die ESA umdenken: Nicht hochqualifiziertes Wissenschaftlermaterial, auf der Erde viel dringender gebraucht, wird ins Weltall geschossen, sondern ein paar verzichtbare Koryphäen aus der Unterhaltungs- und Celebretybranche. Ein Pocher, ein Barth, ein Jackson und für die Frauenquote eine Pooth, eine Madonna und eine Winehouse plus ebendiese 16 Kameras, allerdings mit Tonübertragung. Autopilot an und dann ab dafür! Auf den Privatsendern ausgestrahlt, verkaufen sich die Werbeminuten wie geschnitten Brot, die Mission Mars finanziert sich ganz von selbst und wirft noch Gewinn ab zum Erwerb der Bundesligaübertragungsrechte! Zum Steinesammeln wird die illustre Besatzung ja hoffentlich noch komplett in der Lage sein, vorausgesetzt, Herr Jackson ist vorher noch nicht in seine Einzelteile zerfallen!
Wenn noch Platz auf dem Shuttle sein sollte, könnten ein paar Banker, Manager oder Funktionäre mitfliegen, Platz ist schließlich im kleinsten Zumwinkel und notfalls wird das Ding halt um einige Quadratmeter vergrößert. Ach, und für meine Lieblingsnachbarin ist dann bestimmt auch noch ein Plätzchen frei.
Dann fühlen sich die pupsenden Mikroben auf dem Mars vielleicht nicht mehr ganz so allein.

Euch eine tierliebe Nacht wünscht
moggadodde

Seufzerbrügge

Auf diesen Film hatte ich mich wirklich gefreut: Lob hatte „Brügge sehen … und sterben?“ ja bereits reichlich eingeheimst. Auf den als rabenschwarze Komödie gelobten Film mit der angeblichen Portion britischem Humor hatte ich mich wirklich gefreut. Das und die Tatsache, dass ihn jeder toll findet, hätte mich schon stutzig werden lassen müssen.
„Beknackt“, „verschissen“, „verfickt“ – derlei Vokabular in Beinahe-Endlosschleife schockiert eine Mutter von zwei Pubertieren nur mäßig, Ballersequenzen, bei denen Blut spritzt wie Ketchup aus einer offenen Flasche in einer Zentrifuge gab es ja auch schon häufiger und die Präparation zahlreicher, klaffender Schusswunden war sicher eine Herausforderung für die zweifellos kundigen Maskenbildner. Das alles ist ja kein Grund, einen Film nicht zu mögen, gesetzt den Fall, der Rest haut hin, was ich hier aber nicht bestätigen kann.

Zwei Auftragsmörder in Warteschleife schlagen sich die Zeit in Brügge um die Ohren, bis der eine (Ken) vom Oberfiesling Ralph Fiennes angewiesen wird, den anderen (Ray) zu töten, weil dieser aus Versehen ein Kind erschossen hat und das gegen den Kodex von Herrn Fiennes verstößt. Ken verweigert die Ausführung, wird vom Boss zur Strafe angeschossen, bevor er Ken durch die Straßen von Brügge jagt und mit so vielen Salven versieht, die eine Elefantenherde erledigt hätte und es bleibt offen, ob Ken überlebt. Schließlich erschießt sich Boss Fiennes selbst, weil er denkt, er hätte im Laufe der Ballerei selbst ein Kind erwischt, wobei es sich aber um einen kleinwüchsigen Schauspieler in Schuluniform gehandelt hat.
Wer diesen Film langweilig nennt, liegt vollkommen daneben. Stinklangweilig trifft es nämlich eher, daran ändert auch das intensive Mienenspiel von Herrn Farrell nichts, der seine zeigefingerdicken Augenbrauen derart virtuos tanzen lässt, dass es aussieht, als übten sich zwei haarige Raupen in seinem Gesicht im Synchronkrabbeln.
Keine Komödie, kein Thriller, kein Drama – nicht Fisch, nicht Fleisch und noch nicht mal eine Butterstulle ist dieser Film für mich und schwarz daran waren einzig besagte Augenbrauen von Herrn Farrell, die Straßen von Brügge in der Nacht und die Innenseiten meiner Lider, die mir immer wieder über die Augen klappten.

Nur die Aufnahmen der Stadt selbst haben mir gefallen. Mittelalterliche Treppengiebelhäuser und holländisch-venezianisch anmutende Kanäle, immerhin hat diese Dauerwerbesendung erreicht, dass ich Brügge gern mal sehen würde, vorerst ohne zu sterben selbstverständlich.

Zugegeben, möglicherweise war ich in der falschen Stimmung für diesen Film und vielleicht bin ich generell auch nur angefressen, weil gestern die Vermietung mit der Nebenkostenabrechnung aufgekreuzt ist. Ich denke fast, dass es billiger ist, die Wintermonate irgendwo im Warmen zu verbringen, als hier flüssiges Gold zu verheizen und das Ausmaß der vergangenen Kälteperiode lässt mich auch für die nächste Abrechnung nichts Gutes ahnen. Wenn das mit den Heizkosten so weiter geht, kommen wir niemals nach Brügge sondern landen eher unter der Brücke.

Euch einen warmen Tag wünscht
moggadodde