Glar wie Glosbrüh!

Der Franke an sich kann ja ein ziemlicher Sturkopf sein. In der Haute Volet der Regierungsriege ohnehin eher unterrepräsentiert, neigen wir Nordbayern Franken sowieso leicht gereizt auf jedwede Ungerechtigkeit, sei es nun berechtigt oder nur eingebildet. Wer angekettet mit dem bayrischen Löwen in einem Gehege leben muss, darf sich schließlich nicht unterbuttern lassen: Angeknabbert sind wir schon, ganz auffressen lassen wollen wir uns aber nicht.
Der Herr Wirtschaftsminister Glos kommt ja nun hier aus der Gegend und ist somit sogar ein unterfränkischer Franke, wie ich eine unterfränkische Fränkin bin. Wir Franken sind an sich gemütlich bis ins Mark, können wir aber auch ganz anders. Wenn man uns reizt, ist es schnell aus mit der Condenooos Contenance und das Aufsuchen eines Unterschlupfs ist in diesem Fall schon mal keine schlechte Idee, wobei ein Bunker hier gute Dienste leisten könnte.

So geschah es, als Herr Glos von seinem Fahrer ins Kanzleramt chauffiert werden sollte, um dort in Vertretung für die Chefin Frau Kanzlerin den kasachischen Präsi zu empfangen, dass er, in Eile, wie ein Minister nun mal pflichtgemäß zu sein hat, mit einem Ordnungshüter kollidierte, zunächst nur verbal. Der Mann in Grün tat auch seine Pflicht – in dem Moment nämlich die, eine Straße zu sperren und da eine gesperrte Straße nun mal eine gesperrte Straße ist, hat dort auch die Glos’sche Staatskarosse keine Sonderrechte, soviel ist klar.
Nun entsponn sich ein wohl dialogreicher Disput, im Laufe dessen der Herr Minister dem Herrn Polizisten polternd das Ende seiner beruflichen Karriere prophezeite, bevor der ministerliche Streitwagen das CSU-Motto „Näher am Menschen“ eine Spur zu wörtlich nahm und dem Schupo stante pede über den Fuß rollte. Der Minister eilte auf Schusters Rappen von dannen, der Polizist ließ sich den Quanten verarzten und sicher grollte er auch ein bisschen, und zwar absolut mit Recht.
Herr Glos nun hat sich heute umfassend für seine derbere Gangart entschuldigt, welche in der Enge des ministeriellen Terminkalenders begründet war und vielleicht hatte er auch gar keine Lust, als Lückenfüller den kasachischen Obermufti zu begrüßen und war deshalb angepisst ein bisschen mürrisch. Der Polizist hat die Entschuldigung angenommen und man sollte meinen, die Sache wäre damit gegessen. Zwei Kerle streiten, der eine bittet um Verzeihung, der andere akzeptiert: Sowas passiert täglich tausendmal und sollte damit erledigt sein.

Der Obermacker der Gewerkschaft der Polizei fühlt sich aber nun befleißigt, den Kopf Rücktritt des Herrn Glos zu fordern und das finde ich jetzt nicht nur als Nicht-Berlinerin sondern auch als Nicht-Polizistin und Nicht-CSU-Getreue reichlich überzogen. Die Herren vertragen sich schließlich wieder, der Polizist muss nicht auf ewig durchs Leben humpeln und unser amtierender Wirtschaftsminister trägt ab sofort den Ruf eines blasierten, unbeherrschten und rüpelhaften Burschen, was auch Strafe genug sein dürfte. Ich denke, der Polizist ist selbst Manns genug, eine Entschuldigung annehmen zu dürfen oder auch nicht, ohne dass der Häuptling von der Gewerkschaft gleich das Kriegsbeil ausbuddelt und damit auf unseren Ministerfranken eindrischt!

Zugegeben, wir Franken sind stur, hartnäckig und manchmal penetrant. Aber wir wissen, wenn wir einen Bock geschossen haben und stehen meistens auch dazu. Wir mögen mitunter keine Partykracher oder Stimmungskanonen sein und schon gar nicht sind wir everybodys darling, aber wir sind ehrliche Häute, die das Herz oft genug auf der Zunge tragen und schon mitkriegen, wenn wir Mist gebaut haben. Und da brauchen wir jemanden, der unseren Skalp fordert wenn wir sowieso schon am Marterpfahl stehen, genauso wie Marmelade an den Blauen Zipfeln.

Euch eine angemessene Nacht wünscht
moggadodde

Lotto-Jackpot

Nur dass eines klar ist: Ich bin es nicht.
Bettelbriefe, Erpresserschreiben und Darlehensanfragen sind somit zwecklos.
Leider. Zum Glück.

Euch einen reichen Tag wünscht
moggadodde

Nix zu lachen!

Eigentlich bin ich ganz zufrieden, dass wir insoweit ein gutes Verhältnis zu unserer Tochter pflegen, als dass sie uns eben erzählte, beim Freund ihrer Freundin an einer Lachgas-Session teilgenommen zu haben.

Ich so: „Wie Lachgas?“
Sie so: „Na Lachgas. Ausm Kupsch.“ (= ortsansässiger Supermarkt. Anm. der Red.)
Ich so: „Wie ausm Kupsch?! Ich glaub‘ du spinnst!“

Sie erklärte mir das Prozedere: Kartusche auf Ballon, Gas rein und dann ab dafür. Natürlich musste ich gleich mehr wissen und erkundigte mich:

In der Drogenszene findet Lachgas wegen seiner halluzinogenen Wirkung und der leichten Verfügbarkeit (Druckgaskapseln für Schlagsahne) Verwendung. Das Gas wird in der Regel mittels eines sogenannten Kapslers in Luftballons abgefüllt und aus diesen konsumiert. Der Rausch dauert etwa 30 Sekunden bis 3 Minuten an, unter anderem kann es zu einer Veränderung der Geräuschwahrnehmung (etwa starkes Echo), einem Kribbeln in den Gliedmaßen und traumartigen Halluzinationen kommen. Entgegen landläufiger Meinung ruft der Konsum von Lachgas zu Rauschzwecken kein Lachen hervor. Bei häufigem Konsum besteht wahrscheinlich die Gefahr von Nervenschäden infolge Vitamin-B12-Mangels.

So sagt mir Frau Wikipedia. Da muss man doch erstmal drauf kommen, aus dem Supermarkt Schlagsahne-Aufschäum-Kapseln zu besorgen, um sich damit die Dröhnung zu geben! Ich war, gelinde gesagt, etwas entrüstet und endlich weiß ich auch, warum ich besagte Freundin nicht sonderlich leiden kann, was ich Dixie deutlich zu verstehen gab.

Daraufhin behauptete sie, nur zugeschaut zu haben, ihr sei die Sache ja suspekt gewesen, was ich ihr sogar abzunehmen gedenke, weil sie sogar Angst vor Feuerwerksböllern hat und eben, nach ihrer Rückkehr, keine drogentypischen Ausfallerscheinungen zeigte. Da ist man ja geschult, so als Mutter.
Fix ist aber nix, wie immer bei ihr.
Der MamS, der sich unsere Unterhaltung ruhig angehört hatte, hatte als alter Drogenbaron DJ für uns natürlich gleich die thematisch stilgerechte aber textös ziemlich deplacierte Musikuntermalung parat, nämlich Steely Dan und „Do it again“

Solange es sich nur um lächerliches Lachgas handelt, kann ich ja noch zufrieden sein, finde ich. Trotzdem habe ich ihr den Artikel gezeigt und noch ein bisschen auf die Bremse gedrückt, damit sie auch beim nächsten Mal nichts findet an der Dröhnung aus der Kartusche. Mit welchem Mist man sich als ohnehin schon gepeinigte Erzeugerfraktion doch herumschlagen muss ist echt alles andere als lachhaft und ich finde, wir haben die Kindergeld Erhöhung der Aufzuchtprämie wirklich verdient!

Euch ein komisches Wochenende wünscht
moggadodde

Too matsch

Eine schier unglaubliche Episode hatte ich heute beim Einkaufen. Im betreffenden Supermarkt in Veitshöchheim kaufe ich ja sehr gerne ein, die haben dort eine hervorragend sortierte Weinabteilung, eine gigantisch leckere Wursttheke und superfrisches Gemüse. Die Gänge sind breit, die Joghurt-Auswahl riesig und vor allem wird einem der Einkauf nicht durch Fahrstuhlmusik oder Robbie-Williams-Gesänge verleidet. Einkaufen im Main-Center macht richtig Spaß, findet aber gerade wegen der phänomenalen Auswahl und der vielfältigen Gefahren, die ein so breit gefächertes Angebot für den krisengeschüttelten Geldbeutel bietet, nur einmal monatlich, vorzugsweise nach dem Zahltag statt.
Heute also war ich da und suchte, ganz profan und dauernd gebraucht, passierte Tomaten und sprach eine Mitarbeiterin an, die auf Knien befindlich die abgelaufene Sahne aussortierte.

Ich so: Entschuldigung, wo finde ich denn passierte Tomaten?
Sie so: „Äh, was?“
Ich so: „Na, passierte Tomaten. Bei den Nudeln war ich schon, da isses nicht!“
Sie so: „Wie sieht das denn aus?“
Ich so: „Äh, na wie passierte Tomaten halt aussehen. Würfelförmiger Tetrapak.“

Das Mädel, 20 Lenze zählend vielleicht, erhob sich und ging Richtung Nudelgang. Ich folgte, wohl wissend, dass dort das Gesuchte nicht war. Aber vielleicht hatte ich ja was übersehen?
Zusammen standen wir vor den fertigen Pastasoßen.

Sie so, auf eine Würzpampe für Pizza deutend: „Isses das?“
Ich so: „Nääää, das ist ja alles gewürzt mit irgendwas.“
Sie so: „Was suchen Sie genau?“
Ich so: „Passierte Tomaten halt! Ohne alles!“, ratlos, wie ich passierte Tomaten sonst noch umschreiben sollte.
Sie so: „Hm. Sagt mir jetzt nix.“
Ich so, leicht genervt werdend: „Egal. Lassen Sie’s gut sein! Vielleicht gehen Sie besser wieder zu Ihrer Sahne. Ich werde hier schon jemanden finden, der mir helfen kann!“
Sie so: „Vielleicht schauen Sie mal gegenüber von der Wursttheke?“

Rechtes Schaf das ich bin, bedankte ich mich für die Hilfe, die keine war und tigerte in Richtung Wurstwaren, wo mich beim Ketchup (!) jede Menge willenloser Tetrapaks voll mit passierten Tomaten anlachte.

Das muss man sich vorstellen: Eine ungefähr 20jährige Supermarktangestellte weiß nicht, wer oder was passierte Tomaten sind. Und ich rege mich auf, dass meine 16jährige Tochter behauptet, bis vor einer Woche noch nie von Remarque oder der Schlacht von Verdun gehört zu haben!
Um es kurz zu machen: Weil sie trotz aller Unwissenheit freundlich geblieben war, fuhr ich mit einer Palette passierter Tomaten im Einkaufswagen zurück zur unkundigen Sahneaussortiererin und klärte sie für künftig auflaufende Anfragen auf, wo die gematschten Tomaten zu finden sind, statt mich beim Marktleiter über zwar freundliches aber unkundiges Personal zu beschweren. Ich bin einfach zu gut für diese Welt!

Euch eine schmackhafte Nacht wünscht
moggadodde

Ich bin unmohralisch, eindeutig.

Der Hörbuch-Hype ist ja ungebrochen und ich kenne bislang noch niemanden, der nicht in den höchsten Tönen davon schwärmt, sich ganz kommod und möglicherweise mit geschlossenen Augen was auf die Ohren geben zu lassen. Soweit ich mich erinnern kann, wurde mir in meiner Kindheit nie vorgelesen; bestimmt deshalb nahm ich als Kind das Heft selbst in die Hand und brachte mir schon im zarten Alter von fünf Jahren selbst das Lesen bei.

Die Aussicht, dass Christian Ulmen höchstselbst den neuen Sedaris „Schöner wird’s nicht“ in gesprochenes Wort wandelt, ließ mich zu Weihnachten das Hörbuch auf den Wunschzettel setzen. Jetzt, Ende Januar, hänge ich immer noch an CD 1 von 4.
Egal, wie ich es versuche, ich kriege das nicht gebacken! Im Schlafzimmer ist das Radiowecker/CD-Gerät einfach zu schlecht. Mucksmäuschenstill muss es sein, damit ich was mitkriege und das Schnarchen des MamS, der nach vier Sätzen schon pennt, ist auch eher kontraproduktiv.
Im Ohral Office Wohnzimmer, unter wirklich optimalen, ohralen Umständen, kann ich mich zwar auch lange genug konzentrieren, aber weil es sich bei Sedaris‘ Buch um ein eher Lustiges handelt, muss ich dauernd lachen und während ich das tue, verpasse ich schon wieder den nächsten Satz und muss im Text entweder zurück oder rechtzeitig die Pause-Taste auf der Fernbedienung finden, was schwer fällt, weil ich schließlich nicht schon im Voraus weiß, wann eine lachenswerte Stelle ansteht und kein verdammter Hellseher bin. Außerdem kann ich mich beim Hörlesen nicht entspannen: Meine Augen flackern nervös unter den geschlossenen Lidern, als suchten sie irgendwo die geschriebenen Worte, mit denen mein Oberstübchen da eben bombardiert wird.

Dann hatte ich mir in den Kopf gesetzt, das Hörbuch auf den mp3-Player zu bannen, vielleicht wäre es ja einfacher, wenn das Gehörlesene auf kürzestem Weg ins Gehirn strömt und ich lachen kann, ohne dass ich was versäume, wenn ich das Ding nur laut genug aufdrehe. Es dauerte ein paar Stündchen bis mir däute, dass man eine cda-Datei nicht so mirnixdirnix auf einen mp3-Player ziehen kann und weil bei meiner Winamp-Version diese Konvertierungsart nicht dabei ist, versuchte ich mp4, was sich ja schließlich so ähnlich anhört und auch geklappt hat. Leider ist nun der Speicherplatz auf meinem Player von Haus aus nicht die Welt und dass ich den jetzt leere, um Sedaris draufzupacken, fällt mir ja im Traum nicht ein, weil mir insgeheim dämmert, dass ich auch so nicht aufs Hörbuch anspringen werde.
Wenn ich mir was merken muss, bleibt es eindeutig leichter haften, wenn ich es mir aufschreibe. Einmal aufgeschrieben, kann ich die Notiz noch Tage später vor meinem geistigen Auge „sehen“ und sie bleibt leicht abrufbar, während mir verbal geäußerte oder auch nur gedachte to-do-notes schwuppdiwupp ins geistige Nirvana entgleiten. Ich bin eindeutig der visuelle Wahrnehmungstyp und somit für Hörbücher gänzlich ungeeignet, das habe ich jetzt endlich begriffen.

Mit meiner DéSirée, zugegebenermaßen höchst dilettantisch vertont (nein ich sitze nicht in einem Grab und ich kann auch das „s“ sprechen), könnt ihr das selbst ausprobieren. Wenn ich ihn lese, gefällt mir der Text. Wenn ich ihn, zudem mit meiner, mir selbst so fremden Stimme erzählt höre, finde ich ihn nur grausig.

Gut, dass ich bald Geburtstag habe. Auf dem Wunschzettel wird wieder Sedaris stehen. Aber nur als richtiges, duftendes, vielseitiges Buch, das ich mit den eigenen Händen halten, mit den eigenen Augen lesen und sogar mit der Prinzenrolle vollkrümeln kann, ohne dass es gleich hinüber ist. Ich gucke scheinbar schneller als ich höre, was mich nicht verwundert, weil Licht ja auch schneller ist als Schall und nicht umsonst heißt es ja „Augenmerk“ und nicht „Ohrmerk“.
An mir verdient jedenfalls kein Hörbuchverlag mehr auch nur einen müden Cent.

Euch einen offensichtlichen Tag wünscht
moggadodde