Nur hier: Der Drinkmaster 2.0

Jeder träumt doch davon, einmal die zündende Idee zu haben, dank der man es sich leisten kann, das restliche Leben mit einem Cuba Libre in der Hand auf einer bequemen Liege an einem sonnenbeschienenen Strand zu verbringen. Gute Beispiele, wie aus einem kleinen, von jedermann belächelten Hirngespinst eine weltweite Erfolgsgeschichte geworden ist, gibt es genug.
Der Türspion, der Suppenwürfel, der Nasenhaarschneider, die Sicherheitsnadel – irgendein findiger Kerl hat sich das mal aus dem Kopf gequetscht und Millionen damit gemacht. Ein Gates hat in einer gammeligen Garage angefangen und ein Kamprad in einer schwedischen Scheune und wir wissen alle, was daraus geworden ist.

Einer der Teilnehmer unserer gestrigen, zufällig entstandenen Er- und Siefinder-Runde hat auch seiner Passion nachgegeben und selbst entworfene Eisenbahn-Waggons über die einzig wahre Modellbahn-Firma Märklin Wirklichkeit werden lassen. Ich selbst bin jetzt kein Fan von Zügen im Allgemeinen und Modellbahnen im Besonderen, aber es gibt bekanntermaßen genügend große und kleine Leute, deren Herz beim Anblick einer Miniatureisenbahn ins Hüpfen kommt. Die in limitierter Zahl gefertigten Waggons sind keine Massenware, dürften in naher Zukunft zu Sammlerstücken werden und können hier bestellt werden. Am Mute hängt der Erfolg, sagt schließlich Fontane.

In einem Esszimmer im Kitzinger Land fanden sich nämlich gestern einige Köpfe ein, allen voran die ungemein pfiffige Frau K., deren Lieblingssatz „Da müsstmer doch emal was erfind!“ lautet.
Ausgangspunkt der gestrigen kreativen Ergüsse war die skandalöse Tatsache, dass mit behandschuhten Händen die Bedienung eines iPod-click wheels nicht möglich ist. „Da müsstmer doch emal was erfind!“ räsonierte die Siefinderin Frau K. sofort und wir ahnten nicht, dass uns mit der Idee eines iPod-tauglichen Handschuhs schon irgendjemand zuvorgekommen ist.
Nach einer ausgiebigen Kopfmassage mit dem sensationellen Sensus Magnus®, der Wohlbefinden und „Gscheitheit“ fördern soll, sprudelten die innovativen Ideen wie Heißwasser aus einem Geysir:

Frau K. höchstselbst preschte vor mit der Idee, Stulpen herstellen zu wollen, die die feinstrumpfbehoste Lücke zwischen Stiefel und Rocksaum an frierenden Frauenbeinen schließt. Nun gibt es bereits Stulpen in allen Variationen, aber alle müssen über die Füße gezogen werden; Frau K. fände aus Zeit- und ästhetischen Gründen deshalb eine Art „Fetz weg-Stulpen!“ eine gute Sache, die wie Blutdruckmessmanschetten getragen werden und einen Magnetverschluss haben müssen, damit die empfindlichen Nylons nicht zerreißen.

Zur Verringerung von gehirnerweichenden Mobilfunkstrahlen hielt die Gruppe die Erschließung eines leistungsunfähigen Netzes für eine gute Sache. Wer gesundheitsbewusst mobil telefonieren will, wählt unser neues „no2“-Netz, das ganz einfach eben nicht flächendeckend funktioniert.
Zur Abschirmung von Bluetooth-Strahlen beim Freisprechen in Autos sind Überlegungen im Gange. So richtig überzeugend sind die Ergebnisse bisher zugegebenermaßen aber noch nicht. Ein Metalldeckel auf dem Kopf sieht beim Autofahren einfach bescheuert aus.

Um beim Après-Ski freie Hände zum Fummeln, Klatschen oder Naseputzen zu haben, konnten wir gestern allerdings eine schon fast serienreife Kreation entwickeln, die das furchtlose Model B. hier

Drinkmaster 2.0

Drinkmaster 2.0

präsentiert. Der Bierkrug steht sicher im Mützenbett und kann bei Bedarf mit dem Spanngurt fixiert werden, so kann der Träger sogar pogen, moshen oder Polonäse tanzen, ohne das Trinkgefäß zu verlieren.
In Verbindung mit der auch in Alternativfarben erhältlichen „Schmodder-Ablaufleine“ unterhalb der Nase, die in der Schnupfenzeit unappetitliches Nasensekret in einen Auffangbeutel auf dem Rücken transportiert, ist dieses schicke Ensemble mit dem Namen „Drinkmaster 2.0“ ab sofort hier zu bestellen. Über den Preis werden wir uns sicher einig.

Euch eine mutige Nacht wünscht
moggadodde

WÜ-Spezial: Let the church in the village!

Dass Hanks Talente zwar breit gefächert, keinesfalls aber auf dem fremdsprachlichen Sektor zu finden sind, ist bekannt. Der englische Patient, wie ich ihn gerne hinter vorgehaltener Hand nenne, hat die erste „5“ in seiner schulischen Laufbahn erstaunlich leichtfüßig weggesteckt. „Does the Foster family live in London?“ oder „Do we play the guitar?“ – da haben wir dem Kind 10 Jahre seines Lebens eingetrichtert, dass man Sätze nicht mit „tut“ verunstaltet und die blöden Engländer fangen damit ihre Sätze sogar an! Unglaublich!

Ohne zumindest das angelsächsische Idiom allerdings kommt der handelsübliche Deutsche ja seit Langem nicht mehr aus. „Superhero“, „Blockbuster“, „Download“ – jeder meint, englisch zu können, weil er ein paar prägnante Brocken versteht und damit halbwegs originalgetreu parlieren kann, aber schon die Frage, ob die Familie Foster in London lebt, führt möglicherweise zu heilloser Ãœberforderung.

Beileibe nicht nur Kinder stehen aber oft ratlos vor manchen Formulierungen oder Bezeichnungen. Als ich heute die Zeitung aufschlug, konnte ich den Entwurf für ein neues Hochhaus im Zentrum meiner beschaulichen Heimatstadt sehen, in der altehrwürdigen Augustinerstraße von Würzburg soll der „Tricyan Tower“ entstehen. Scheinbar ist alles, was höher als fünf Stockwerke gleich ein „Tower“, und himmelarschundzwirn, warum ist das nicht einfach ein „Turm“, das ist Würzburg und nicht Chicago!

Ich überlegte weiter, was das „Tricyan“ denn bedeuten soll und weil ich offenbar nicht nur ungebildet sondern auch neugierig bin, erkundige ich mich in den Tiefen des Netzes nach dem Wort „Tricyan“, fand aber erst mal gar nichts.
Wenn er keine Ahnung hat, liegt es in der Natur des Menschen, sich was aus den Fingern zu saugen und das tat ich dann auch: Als erste, brauchbare Assoziation tauchte in meinem Gehirn der Begriff „Tricyan“ eindeutig innerhalb des chemischen Vokabulars auf und tatsächlich ist „Tricyan“ möglicherweise der Begriff für ein nicht näher bezeichnetes Präparat aus der Naturheilkunde, das für „Kommunikation und gute Laune“ sorgen soll.
Hä? Wie soll der gemeine Würzburger, der ja ohnehin jeder Neuerung in der Regel skeptisch bis feindselig gegenübersteht, denn bitte ein Gebäude akzeptieren, von dem er

a.) nicht einmal weiß, wie man es ausspricht
b.) keine Ahnung hat, was sein Name bedeutet.

Zugegebenermaßen, der Entwurf ist wirklich schick, aber bitte, liebe Bauherren, muss das Gebäude denn wirklich einen Namen tragen, den, pardon, keine Sau versteht? Die Welt ist doch auch ohne solche griechisch-verquasten und dann noch zwanghaft anglizierten Namensgebungen schon shitty genug. Fragt Hank!

Ich bin wirklich nicht ewiggestrig, zopfig oder gar konservativ, aber der Name „Tricyan Tower“ ist schlichtweg scheußlich und wird sicher nicht nur von mir niemals ins Vokabular aufgenommen werden.

Euch einen verständigen Tag wünscht
moggadodde

THINK!

Tatsächlich über minus 5 Grad! Unfassbar! Möglicherweise liegen meine aufkeimenden Frühlingsgefühle aber auch in der Tatsache begründet, dass Familie Mogga sich heute ganz spontan für eine Woche auf dem bisher erfolgreich gemiedenen Teutonengrill angemeldet hat. Zwar ist es noch fast ein halbes Jahr hin, aber so habe ich als bekennende Italomanin mit Sandfetisch noch genug Zeit, um Sprachkenntnisse, die ich doch nicht brauchen werde aufzupolieren und mich vorzufreuen und das ist ja bekanntlich das Schönste.

Schön ist auch, dass ich endlich mal wieder mit einer neuen Kopfnuss aus der Deckung komme:

Welches Sportgerät ergibt sich, wenn sich eine östliche Nachbarin an ein kurzes Schienenfahrzeug hängt?

Sachdienliche Lösungshinweise bitte ich erst ab

morgen, 20.00 Uhr

einzureichen.
Hach, noch immer nur minus 4 Grad. Es wird doch bald Frühling.

Euch eine blümerante Nacht wünscht
moggadodde

Zugzwang

Nach so vielen Jahren ist es vielleicht das gute Recht einer Amalgam-Füllung aus dem Spätbarock, beim herzhaften Biss in ein Krustenbrötchen in quecksilbrige Brösel zu zerfallen. Vielleicht hätte ich dem heiser nuschelnden Oralsadisten meiner Wahl auch nicht direkt auf die verschnupfte Nase binden sollen, dass er aussehe, als gehöre er mit einem Grippetee ins Bett.
Jedenfalls versorgte er mich mit einer so starken Spritze, dass ich Mühe hatte, wach daheim anzukommen und alsbald wie eine betäubte Hirschkuh unter heftigen Träumen volle vier Stunden schlief, während ich mit gefühllosen Lippen und taubem Unterkiefer wie ein Säugling auf mein schönes, indisches Kissen sabberte.

Schlimm war das alles aber nicht. Nicht die Spritze in den Kiefer, nicht das grauenhafte Geräusch, als sich der Turbinenbohrer mit dem eiskalten Wasserstrahl malmend durch die alte Amalgamschicht der Nr. 7 fräste und auch nicht der Umstand, dass vier dicke Watteröllchen, ein Bohrer, ein Sauger und 20 Finger in meiner Futterluke gleichzeitig Platz finden. Soll ja niemand sagen, ich hätte kein großes Maul!

Richtig schlimm ist allerdings, bei minus 15 Grad mit frisch von Zahnstein befreiten Kauwerkzeugen eine Fluppe anzufeuern. Die geflügelte Sentenz „Mach den Mund zu, es zieht!“ ist jetzt in doppelt richtig, denn jeder Zug in der eisigen Luft zieht von den frisch entsteinten, sensibel gewordenen Zähnen auf kürzester Route in die Großhirnrinde und zündet dort ein schmerzhaftes Feuerwerk. Deshalb sind Lungenzüge bei mir momentan auf dem Abstellgleis zu finden, bis eine fluppenfreundlichere Großwetterlage aufzieht; ich bin eben nicht nur ein Großmaul, sondern auch ein Weichei.
Zwei Stäbchen am heutigen Tag, das ist im laufenden Winter mein persönlicher Minusrekord und ich grüße an dieser Stelle herzlich und in frierender Verbundenheit alle Raucher, die auf die vielen Balkone, Terrassen oder Hauseingänge dieser Republik verbannt sind in schwesterlicher Solidarität: Zieht durch!

Euch einen molligen Abend wünscht
moggadodde