Als Dank dafür, dass ich ihn in der vergangenen Nacht ausnahmsweise nicht mit Schnarchattacken um den Schönheitsschlaf brachte, hat mich der MamS, gleich nachdem ich die müden Äuglein aufklappte, mit einen Espresso doppio beglückt.
Die reichliche Koffeindosis noch vor dem Aufstehen scheint die Aktivitäts-Rezeptoren in meinem Gehirn zu stimulieren: Betten mit neuer Wäsche zu versehen, die alten Bezüge noch am selben Tag zu waschen, zu trocknen (Miststücktrockner!) und zu bügeln gehört sonst nicht zu meinen Sonntagsbeschäftigungen.
Dann habe ich mich mit Hank an die Fertigung zuckerarmer Waffeln aus dem Rach’schen Kochgesetzbuch gemacht und Dixie in den Hintern getreten, damit sie bei der Formulierung einer Ausbildungsplatz-Bewerbung endlich mal in die Puschen kommt. Wegen akuter, juveniler Demenz musste ich ihr unter die Arme greifen, was allerdings den gesamten Nachmittag in Anspruch nahm und äußerst zäh vonstatten ging.
„Was ist denn das bei mir zum Beispiel?“, lamentierte sie, als ich vorschlug, sie solle etwas über ihre Fähigkeiten berichten. „Herrschaftszeiten, denk‘ halt mal nach! Wenn du z.B. die Fünf-Punkte-Akupressur-Herzexplosionstechnik beherrschen würdest, dann könntest du das schreiben!“ sagte ich und bemühte mich, Fassung zu bewahren. Sie verstand mein Zitat aus „Kill Bill“ aber nicht, sondern kam von selbst darauf, über ihre Fingerfertigkeit beim Tippen und ihre im Vergleich zum Durchschnitt recht ansehnliche Trefferquote in der deutschen Rechtschreibung zu erwähnen. Schon seltsam, all die Vorzüge, die sie in ihrer Bewerbung schließlich hervorhob, kann ich im täglichen en face-Betrieb nicht feststellen: Teamfähigkeit, hohe Lern- und Einsatzbereitschaft, Zuverlässigkeit – so gesehen dürfte ich sie gar nicht auf die arbeitgebende Menschheit loslassen. Aber erstens wird in Bewerbungen meist sowieso gelogen, dass sich die Balken biegen und zweitens habe ich gerade die Kinder, die sich daheim oft als Faultiere und emotionale Terroristen gerieren, in der Fremde meist als ordentlich und durchaus salonfähig erlebt. Das gibt mir wieder Hoffnung.
Am Abend dann gönnte ich mir das jährliche Vollbad, ökologisch verwerflich zwar, aber zutiefst entspannend. So in der Wanne dümpelnd sinnierte ich über den Umstand, dass der Mensch stets und ständig unbemerkt eine große Menge an Körperflüssigkeit verliert, im Gegenzug aber auch gleichzeitig derart dicht ist, dass er stundenlang unter sengender Sonne im Pool plantschen, in der Wanne schwitzen und sogar den Ärmelkanal durchqueren kann, ohne den Fluten danach wie ein aufgeschwemmtes Michelin-Männchen zu entsteigen, was ich verblüffend finde.
Euch eine undurchdringliche Nacht wünscht
moggadodde